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Versand unserer Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl 2020 an die Kandidatinnen und Kandidaten in der Region.
Wir sind sehr gespannt auf ihre Antworten zu unseren Baukultur-Fragen...
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Damen und Herren des Memminger Stadtrates,
vor wenigen Tagen haben wir Ihnen ein druckfrisches Exemplar des Baukulturberichts 2018/19 mit dem Titel `Erbe – Bestand – Zukunft` postalisch zugesendet. Zu den Kernbotschaften darin zählt ganz zu Beginn der Broschüre die Handlungsempfehlung `Materielle und immaterielle Werte sichern! : (…) Der Gesellschaft kommt dabei die Rolle des Verwalters (…) für die nächste Generation zu. Diese Verantwortung ist als gemeinschaftliche Aufgabe von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft wahrzunehmen.`
Wenn die Stadt Memmingen diese Handlungsempfehlung ernst nimmt, müsste sie alles daran setzen, den auch in der Bevölkerung liebgewonnenen eisernen Fußgängersteg in Bahnhofsnähe aus dem Jahre 1889 zu erhalten und nicht wie aus der Memminger Zeitung zu vernehmen war, zu beseitigen. Nach Ansicht des architekturforum allgäu handelt es sich bei dieser genieteten Tragwerkskonstruktion um einen besonderen Zeitzeugen, der für kommende Generationen unbedingt bewahrt werden sollte. Auch in Kempten gibt es eine ähnliche Konstruktion aus dem gleichen Jahr über die Iller, die im Zuge des Baus des Iller-Wasserkraftwerks an der Keselstraße im Jahr 2011 saniert wurde und damit weiterhin einen wesentlichen Bestandteil des dortigen hochkarätigen Brückenensembles bildet. Wie Sie aus beiliegendem Artikel der FAZ vom 08.12.18 unter der Überschrift `Mut zur Brücke` entnehmen können, sind `genietete Stahlbrücken sind noch lange kein altes Eisen. Sie lassen sich mit etwas Aufwand erhalten. So werden manche auch zum Besuchermagneten.`
Wir bitten Sie als `Verein zur Förderung der Baukultur in der Region` hiermit, alles in Ihrem Einflussbereich Mögliche zu tun, um einen langfristigen Erhalt der der Memminger Fußgängerbrücke zu gewährleisten. Herzlichen Dank dafür!
Mit freundlichen Grüßen
Vorstand und Geschäftsführung des architekturforum allgäu e. V.
Reaktivierung des historischen Pumpenhauses durch öffentliche Nutzung
Nachdem das Kemptener Gaswerk am Fuße der Burghalde im Jahr 1857 in Betrieb genommen wurde, übernahm die Stadt kurz vor der letzten Jahrhundertwende die Fabrikanlagen, die der Produktion von Holzgas u. a. für die 7000 Brennstellen der städtischen Gasbeleuchtung diente. Im Juli 1914 reichte der bekannte Architekt Ambros Madlener (1869 – 1956) Pläne für ein Gebäude zwischen den beiden großen Hochbehältern zur Genehmigung ein, in denen die Regler für die Gasturbinen Platz finden sollten. Das seither so genannte Pumpenhaus weist in seinem Inneren zwei Nutzungsebenen auf: Zum einen einen Raum im Untergeschoss, das ca. 1,6 m über das angrenzende Terrain hinausragt und zum anderen das ca. 125 m2 große und bis zu 5,8 m hohe Erdgeschoß mit umlaufendem Holztäfer. Hinter einer hölzernen Dachdeckenabhängung verbirgt sich das filigrane eiserne Dachtragwerk des charaktervollen Bauwerks. Bedingt durch die Beseitigung der gesamten Fabrikanlagen in den 1980er Jahren ist das ehemalige Pumpenhaus das letzte noch verbliebene Gebäude, das an die Geschichte dieser bedeutenden Kemptener Industriekultur erinnert.
Seit über 30 Jahren gab es die verschiedensten Nutzungsüberlegungen für das solide Gebäude, die jedoch alle nicht weiterführten und das Pumpenhaus in einen regelrechten Dornröschenschlaf versetzte. Erst im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) wurde bei den vorbereitenden Untersuchungen im Fokusgebiet `Erweiterte Doppelstadt` im Jahr 2015 eine Nachnutzung des ehemaligen Pumpenhauses wieder thematisiert: `Das Pumpenhaus stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen der Burghalde und dem neuen Altstadtpark an der Iller dar (…) Ideen zur Weiternutzung des Pumpenhauses wurden bereits diskutiert, es sollte nun die Umsetzung einer Maßnahme angestrebt werden.` Nachdem sich in der ersten Jahreshälfte 2016 Anfragen von Privatinteressenten für den Erwerb des Gebäudes häuften, wurden auch Stimmen lauter, die eine öffentliche Nutzung des Pumpenhauses forderten.<br/>Ein Initiativ-Kreis bestehend aus den Freunden der Altstadt Kemptens, dem architekturforum allgäu, dem Heimatverein Kempten und aus verschiedenen Quartiersbewohnern unter der Burghalde bat daher im Herbst 2016 den Liegenschaftsausschuss der Stadt Kempten, eine Veräußerung an Privatpersonen auszusetzen. Dies wurde am 18.10.16 unter der Maßgabe beschlossen, dass die Initiativ-Gruppe binnen eines Jahres der Stadt Kempten ein grobes Nutzungs- und Betreiberkonzept vorlegt. <br/>Mit dieser ehrenamtlichen Aufgabe konnte jedoch erst intensiver begonnen werden nachdem die Frage der Schadstoffbelastung geklärt ist. Dazu beauftragte die Stadt Kempten auf Betreiben der Initiativ-Gruppe das Büro Dr. Danzer mit einer `orientierenden Gebäudesubstanz- und Raumluftuntersuchung`. Seit Spätsommer 2017 liegen dessen Ergebnisse vor, die im Kern besagen, dass lediglich mäßige Verunreinigungen festzustellen sind, denen mit Ausbau von bestimmten Wand- und Bodenoberflächen in einer Größenordnung von ca. 12 Tsd. Eur zu begegnen ist. Mit dieser Erkenntnis konnte die Initiativ-Gruppe ihre Arbeit voll aufnehmen und wird die Arbeitsergebnisse am 17. Januar 2018 unserem Oberbürgermeister Thomas Kiechle persönlich vorstellen. In insgesamt acht Arbeitskreistreffen ist dabei ein umfangreicher `Bericht mit Untersuchung möglicher Nutzungsszenarien` entstanden. Die vier ins Auge gefassten Nutzungsszenarien<br/>. Sozial | Raum
. Aktions | Raum
. Kultur | Raum
. Bildungs | Raum
wurden einer Bewertungsmatrix mit einem Dutzend an Kriterien unterzogen, aus denen sich mögliche Betreiberkonzepte herauskristallisieren. Für diese wurden dem Initiativ-Kreis auch bereits einige konkrete Zusagen in Aussicht gestellt. Unabhängig davon konnte die Initiativ-Gruppe für die notwendigen Sanierungsarbeiten eine ungefähre Kostengröße von 350 Tsd. Eur ermitteln, was sich mit den Kostenangaben in der oben erwähnten Voruntersuchung `Erweiterte Doppelstadt` deckt. Bleibt zu wünschen, dass es gelingt, das `Dornröschen` Pumpenhaus wach zu küssen und das große Potential, das dem Gebäude im Stadtgefüge zwischen Burghalde, Altstadtpark und den Illerstufen des Projekts `Iller erleben` innewohnt, zu aktivieren.
fs / 08.12.17
Quelle: Der Altstadtbrief Nr. 44 / 2017 Seite 18, Herausgeber: Freunde der Altstadt Kemptens e. V.
Florian Aicher, Architekt:Anspruchsvoll und naheliegend
Mal wieder: der “Löwen” in Oy-Mittelberg. Am vergangenen Samstag fand auf Einladung des ortsansässigen Bildhauers Robert Liebenstein und des architekturforum allgäu ein Stammtisch im dortigen Kurhaus statt und rund 100 Interessierte fanden sich ein - einige Ferngereiste, die Mehrheit aus der Gemeinde.
Das allein ist schon bemerkenswert. Da ringt eine Gemeinde darum, was sie mit diesem außergewöhnlichen Haus im Ortszentrum anfangen soll – und das nicht einmal, nicht zweimal, sondern immer wieder und seit langem. Bei aller Differenz im Einzelnen wurde an diesem Nachmittag deutlich: Man schätzt in der Gemeinde den besonderen Wert dieses Gebäudes.
Auch das ist – leider immer noch – etwas Besonderes. Noch immer wird das Allgäu, gerade von der Fremdenverkehr-Werbung, in diesen Farben gemalt: grüne Wiesen und blaue Bergen und da ein Barockkirchlein und dort ein altes Bauernhäusle und über allem strahlt die Sonne. Dabei ist die Kulturlandschaft des Allgäu in stetem Wandel begriffen und hat im 20. Jahrhundert wichtige neue Impulse erhalten – Beispiel „Löwen“. Doch die Perlen, die man hierzulande besaß, hat man achtlos verschleudert – das Kinderheim von Welzenbacher, Postbauen Vorhoelzers, Werke von Fischer und Thiersch findet man in der Fachliteratur, vor Ort sind sie dem Erdboden gleichgemacht. Man achtet nicht, was man da hat – die Präsenz von Prominenz beim Stammtisch am Samstag in Oy passt ins Bild.
Dabei ging’s durchaus zur Sache. Robert Lichtenstein führte engagiert durch den Nachmittag, unterstützt durch den jungen Maximilian an der Quetsche. Bürgermeister Theo Haslach referierte zum Stand der Debatte um das Haus, die nun bald ins zehnte Jahr geht. Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl gab einen Überblick über die Allgäuer Baukultur und zeigte die Bedeutung des „Löwen“ für die hiesige Baugeschichte auf. Dr. Dieter Weber machte mit dem Bau, dem Werk des Architekten und der Person Andor Akos vertraut – in den zwanziger Jahren einer der großen Namen im ländlichen Bauen Süddeutschlands. Bemerkenswert, dass Oy einst die wahrscheinlich größte Dichte an Akos-Bauten besaß und mit dem „Löwen“ eine Ikone dieser Baugesinnung; hier kam Akos seinem Ideal vom Bau als Gesamtkunstwerk nahe.
Die Gemeinde hat mit diesem Erbe gerungen. Auf dem Weg lag die Neubesinnung auf die Ortsmitte und die Absicht, das Rathaus dort zu belassen. Auf dem Weg lag die Preisgabe des „Löwen“ und der Versuch, über einen Architekten-Wettbewerb zu einem Rathausneubau an dessen Stelle zu kommen. Auf dem Weg lag die Erkenntnis, dass was da herauskam, keiner in der Gemeinde wirklich mag. Wichtige Einsichten, die die Frage aufwerfen: Was tun?
Naheliegend, den „Löwen“ umzurüsten für ein neues Rathaus. Machbarkeitsstudien wurden angestellt, Kostenschätzungen eingeholt, Baufachleute konsultiert. Der seit 30 Jahren mit Denkmälern befasste Dr. Peter Fassl stellt fest: „Unter all den Bauten, die ich als Denkmäler gerettet habe, gehört der Zustand des Löwen vergleichsweise zum besten.“
Da liegt der Hase im Pfeffer. Die sehr angeregte Diskussion dreht sich um die Frage: Lässt sich dieses Gebäude sanieren? Heftiger Einspruch einer Reihe von Diskutanten, die sich als Bauleute vorstellten. Der Schimmel, die Feuchtigkeit, das kriege man nie weg; Sanierungskosten laufen immer aus dem Ruder; Brandschutz, Behindertengerechtigkeit, moderne Räumlichkeiten seien nicht hinzubekommen; ebenso wenig die Verbreiterung eines Gehweges um 2 Meter. Immerhin: Aus Respekt vor der besonderen Architektur befürwortet man Abbruch und Neubau, gleichartig und geringfügig versetzt.
Dem gegenüber führt Dr. Fassl eine Reihe gelungener Beispiele in Schwaben ins Feld, die besichtigt werden können; Beispiele für chemiefreie Gebäudesanierung werden genannt; ob die Kosten von Neubauten mehr Bestand haben, bleibt offen; ob ein Bauwerk, das ein Menschenalter auf dem Buckel hat, genauso wieder aufgebaut werden könne, wird bestritten (von der Sinnhaftigkeit ganz zu schweigen). Grundlegend aber gilt: unser Ort, unsere Identität, unsere Heimat – das sind Landschaft, Häuser, Geschichte. Geschichte der Häuser, Menschen in und mit den ihnen – das lässt sich nicht austauschen.
Gerade ein so herausragendes Beispiel für die Baukultur einer Epoche, die zur Geschichte des Landes zählt wie jede andere auch, steht nicht einfach zur Disposition. Warum nicht tun, was nahe liegt: Das Haus auf heutigen Standard heben, es sinnvoll nutzen, und so einen lebendigen, geschichts-trächtigen und einmaligen Ort stärken!
Von 24. Juli bis 25. September 2017 können Bauherren und ihre Planer Projekte unter http://www.baupreis-allgaeu.de/ hochladen.
Bereits zum vierten Mal nach 2005, 2009 und 2013 lobt das architekturforum allgäu in diesem Jahr den inzwischen renommierten `baupreis allgäu` aus.
Für die Jury, die am 10. November tagen wird, konnten wir folgenden Personenkreis gewinnen:
Katja Aufermann, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin, München Bernardo Bader, Architekt, Dornbirn / Österreich Ralf Baur, Baureferent der Stadt Marktoberdorf, Ostallgäu Dr. Peter Fassl, Heimatpfleger des Bezirks Schwaben, Augsburg Eva Maria Herrmann, Architektin und Journalistin, München Konrad Merz, Tragwerkplaner, Dornbirn / Österreich Prof. Florian Nagler, Lehrstuhl für Baukonstruktion, TU München Stellvertreter: Mathias Rothdach, Stadtplanungsamt Memmingen
Die Preisverleihung im Kemptener Kornhaus findet am Freitag, den 23. Februar 2018 statt.
Schirmherr des `baupreis allgäu 18` ist Thomas Kiechle, Oberbürgermeister der Stadt Kempten
Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung!
- Anton Klotz, Landrat Oberallgäu
- Armin Schaupp, Bürgermeister Immenstadt
- Bischof Konrad Zdarsa, Diözese Augsburg
- Kirchenverwaltung St. Nikolaus, Immenstadt
- Dr. Peter Fassl, Bezirksheimatpfleger Schwaben
- Heimatbund Allgäu und weitere
Sehr geehrte Damen und Herren,
"Es ist erforderlich, dass die öffentlichen Plätze, das Panorama und die urbanen Bezugspunkte gepflegt werden. Denn sie lassen in uns den Sinn der Zugehörigkeit, das Gefühl der Verwurzelung und den Eindruck wachsen „zuhause zu sein“(…) Aus demselben Grund ist es sowohl für das städtische als auch für das ländliche Umfeld angebracht, einige Orte zu bewahren, in denen menschliche Eingriffe, die sie ständig verändern, vermieden werden."
So die mahnenden Worte von Papst Franziskus in Abschnitt 151 seiner 2015 erschienenen Umwelt-Enzyklika ´Laudato si’.
Was sich seit einigen Monaten auf dem Kirchbichl in Immenstadt-Bühl zuträgt spricht eine andere Sprache. Tragisch ist schon, dass das markanteste Gebäude auf dem Kirchbichl, die alte `Straußen-Wirtschaft` im vergangenen Frühjahr abgerissen wurde, ohne dass Vorschläge zur Nachnutzung Gehör fanden – stattdessen wurde ein großer Parkplatz mitten im historischen Gebäudeensemble angelegt. Aus städtebaulicher Sicht ist zu wünschen, dass über kurz oder lang die entstandene Lücke mit einem angemessenen Baustein neu besetzt wird.
Doch die Zerstörung einer in Jahrhunderten gewachsenen Gebäudefamilie, von denen etliche Teile unter Denkmalschutz stehen, droht sich in naher Zukunft fortzusetzen: Auch die vielen Bühlern ans Herz gewachsene `Alte Schule` soll in den nächsten Monaten dem Erdboden gleich gemacht werden, bevor eine bestehende Abbruchgenehmigung ausläuft, die vor drei Jahren entgegen anderslautenden Stellungnahmen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz und der unteren Denkmalschutzbehörde beim Landratsamt Oberallgäu durch den damaligen Landrat verfügt wurde. Dabei schreibt das Denkmalschutzgesetz vor, dass Baudenkmäler wie die `Alte Schule` nur abgerissen werden dürfen, wenn eine Sanierung nicht machbar oder zumutbar ist und eine adäquate neue Nutzung ausscheidet. Beide Faktoren treffen für die `Alte Schule` nicht zu.
Unabhängig davon erachten wir das grundsätzlich intakte Gebäude als wertvollen Baustein unserer Allgäuer Baukulturlandschaft, als eines der vielen atmosphärischen Häuser, die unserer Region Individualität und Charakter verleihen, was nicht zuletzt zu ihrer Popularität bei Touristen beiträgt. Werden diese Bauwerke ohne Not eines ums andere beseitigt, verliert das Allgäu in einem schleichenden Prozess seine Identität, die gerade erst bei der 1200 Jahr-Feier in Oberstaufen immer wieder beschworen wurde.
Der Schlüssel zum Erhalt der ´Alten Schule` liegt bei der Katholischen Kirchenverwaltung
St. Nikolaus. Sie hat es in der Hand, einen einprägsamen Ort zu bewahren oder dauerhaft entscheidend zu verändern. Es wäre dringend zu empfehlen, zwei Varianten dezidiert zu untersuchen und vor einer endgültigen Entscheidung unvoreingenommen miteinander zu vergleichen: Einerseits nach gründlicher Substanzanalyse die notwendigen Funktionen der Dorfgemeinschaft in die ´Alte Schule` zu integrieren und dieser Möglichkeit andererseits einen Neubau gegenüberzustellen. Im Vorfeld wären Kriterien zu definieren, anhand derer beide Varianten (auch hinsichtlich Kosten und Bezuschussung) geprüft werden. Wir sind überzeugt davon, dass erst dann eine fundierte Entscheidung gefällt werden kann, die für alle Beteiligten nachvollziehbar ist und die momentanen Meinungsunterschiede versöhnt. Wir appellieren daher an alle Beteiligten, sich auf einer sachlichen Ebene zu begegnen und mit der geschilderten Gegenüberstellung beider Alternativen nicht die erstbeste, sondern die beste Lösung für den Kirchbichl, für die Bühler Bürger/innen und auch für ihre Gäste zu suchen.
Mit freundlichen Grüßen
Franz G. Schröck Frank Lattke
Geschäftsführer architekturforum allgäu Vorsitzender im Namen des VorstandesBund Deutscher Archi-
. tekten BDA Bayern e. V. Kreisverband Augsburg-Schwaben
Notwendige Gemeinschaftsaufgabe für Kempten: ein Stadtentwicklungskonzept
Nach der öffentlichen Debatte über den Vorschlag eines ortansässigen Investors, auf der Keckwiese einen Hotelturm zu errichten, ist in unserer Heimatstadt leider nur für kurze Zeit eine grundsätzliche Diskussion zu ihrer städtebaulichen Entwicklung aufgeflammt. Dabei scheint eine solch strukturelle Auseinandersetzung mit der baulichen Zukunft längstens überfällig, stellt sie doch eine wesentliche Grundlage für die erstrebenswerte hohe Lebensqualität Ihrer Bewohner dar. Ein schlüssiges Stadtentwicklungskonzept mit Langfrist - Perspektive wäre gültige Richtschnur, die - ähnlich wie das Einzelhandelskonzept - besonders für auf den Plan tretende Investoren von vorne herein einen entsprechenden Rahmen vorgibt. Damit würde statt dem bisherigen Reagieren auf mehr oder weniger zufällige Impulse von außen eher ein vorausschauendes, nachhaltiges Agieren praktiziert.
Als Grundlage stellt das 2013 vom Weimarer Büro UmbauStadt erarbeitete Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) einen guten ersten Schritt dar. Es beinhaltet u. a. die ausführliche Analyse von insgesamt acht Fokusgebieten in der Stadt, weist jedoch nur punktuell auf mögliche Handlungsansätze hin. Außer dem Fokusbereich `Erweiterte Doppelstadt` ist die vom Stadtrat verabschiedete Studie bisher aber kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen worden. Immerhin definiert z. B. Fokusgebiet II das wichtige Entwicklungsgebiet rund um den Berliner Platz, das nach der Auflösung der Artillerie - Kaserne die Chance eines großflächigen Stadtumbaus bietet und eigentlich eine gesamthafte Betrachtung erfordert. Stattdessen wurden erste Flächen mit dem ehemaligen Kreiswehrersatzamt vorschnell veräußert und es entzündete sich eine isolierte Diskussion um den projektierten und schließlich vom Investor aufgegebenen Hotel-Turm auf der Keckwiese.
An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, was aus den daraus resultierenden Absichten der Stadt Kempten geworden ist, mit einem städtebaulichen Wettbewerb unter Einbeziehung des gesamten Fokusgebietes sich einer hochwertigen weiteren Entwicklung anzunähern?
Weit tiefer reichend als das ISEK hat sich übrigens bereits das 1977 unter dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Josef Höß von der Obersten Bayerischen Baubehörde und dem Bundesbauministerium herausgegebene Grundlagenwerk `Stadtbild und Stadtlandschaft` mit Kemptens Stadtentwicklung auseinandergesetzt. Hier finden sich - trotz einiger zwischenzeitlich überholter Punkte - eine Vielzahl von Handlungsüberlegungen, die eine Betrachtung lohnen.
Grundsätzlich sollte der Grundstock jeder fundierten Stadtentwicklung immer ein gültiges Leitbild sein, das zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern zu erarbeiten ist. Ernstgemeinte Bürgerbeteiligung müsste in diesem Zusammenhang aktiv betrieben werden, so wie dies derzeit bei der Erstellung des Mobilitätskonzeptes gehandhabt wird. Im Idealfall wäre das Leitbild für die städtebauliche Entwicklung Kemptens also gesamtgesellschaftlich getragen und würde dadurch die anstehenden Einzelentscheidungen für alle Beteiligten wesentlich erleichtern.
Eine Kernproblematik der Situation in Kempten besteht sicherlich darin, dass verwaltungsintern der Aufgabenbereich der Stadtentwicklung derzeit beim Amt für Wirtschaft angesiedelt ist, wo dieses eminent wichtige Tätigkeitsfeld im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größe eher ein Schattendasein führt und mit zu wenig Stellen ausgestattet ist. Damit können die baulichen Weichen für die Allgäu-Metropole eigentlich nicht weitreichend genug gestellt werden. Es ist daher anzuregen, den Bereich der Stadtentwicklung dem dafür prädestinierten Stadtplanungsamt zuzuführen und entsprechend personell auszustatten.
Eine vernachlässigte Stadtentwicklungspolitik haben die Kemptener Bürgerinnen und Bürger vor Augen, wenn sie ihren Blick auf das Brauhausgelände werfen. Hier wurden im Rückblick öffentliche Zielvorstellungen nur unzureichend definiert und die Stadt von den agierenden Investoren regelrecht überrollt. Es wäre mehr als wünschenswert, wenn sich eine solch unglückliche Entwicklung an zentraler Stelle zukünftig nicht mehr wiederholen würde, was wir unserer jahrtausendealten Stadt - gerade auch im Hinblick auf die nachfolgenden Generationen - einfach schuldig sind.
fs / 30.11.16
Quelle:
Der Altstadtbrief Nr. 43 2016, Seite 20, Herausgeber: Freunde der Altstadt Kemptens e. V.
Städtebauliche Entwicklung mit Rücksicht auf stadtbild- prägende ParameterChristine Tröger in "Der Kreisbote", Ausgabe Kempten vom 22. 06. 2016:
Kempten - Bei aller Aufregung, die Investor Walter Bodenmüller mit seinen Plänen für einen Hotelturm auf der Keckwiese ausgelöst hatte, geben diese, auch mit Blick auf die Entwicklung der Bundesehrkonversionsflächen am Berliner Platz, nicht nur dem architekturforum allgäu (af) zugleich Anlass, den Fokus auf eine längst überfällige Diskussion zu lenken: in welche Richtung will sich die Stadt entwickeln, wie soll in Folge die städtebauliche Umsetzung aussehen? Als beispielhaft stellt af-Geschäftsführer Franz Schröck im Gespräch mit dem Kreisboten die Stadt Regensburg heraus, die Dank ihres ehemaligen Oberbürgermeisters Hans Schaidinger (CSU, 1996-2014) "schon immer ein baukultureller Vorreiter im süddeutschen Raum gewesen ist". Unter anderem habe Schaidinger bei einem Architektur- und Städtebaubüro 2006 die Studie "Profilbildende Gebäude und Bauwerke" in Regensburg in Auftrag gegeben, die in mehreren Verfahrensschritten und unter Einbeziehung nicht nur der Fachstellen der öffentlichen Verwaltung, sondern auch verschiedener Interessengruppen entstanden sei. Wie darin angegeben "basiert sie auf einer stadtmorphologischen Untersuchung und dient als städtebauliche Gesamtstrategie zum Umgang mit Profil prägenden Gebäuden und Bauwerken in Regensburg. Kultur- und Kristallisationspunkte werden als Orte definiert, in denen hohe Gebäude und Stadtraumverdichtung möglich sind. Die Studie gibt Empfehlungen für verbindliche Verfahrensschritte", die vom Regensburger Stadtrat beschlossen wurden. Die Silhouette dort, so Schröck, bestehe im Wesentlichen aus dem Dom als "dominantes Merkmal" sowie den mittelalterlichen Türmen der Altstadt, die allen ein "Identifikationsmerkmal" seien. Gesunde Durchmischung erwünscht Wie in den meisten Städten, seien auch in Regensburg nach dem Krieg Hochhäuser im Stadtgebiet entstanden, aufgrund ihrer "Monofunktionalität" allerdings "auf keine große Akzeptanz gestoßen", denn es fehle die gesunde "Durchmischung" von Wohnen, Arbeiten und Freizeit, darüber hinaus seien es "Solitäre", ohne städtebauliche Einbindung und zumeist ohne gestalterische Qualitäten, fasste Schröck aus der Analyse zusammen. Im Ergebnis "zeigte sich die Notwendigkeit nachvollziehbarer und angestimmter planerischer Parameter, um die Beurteilung der Einfügung derartiger Hochhäuser in den städtebaulichen Gesamtzusammenhang qualifiziert zu ermöglichen".Zwar sei, so Schröck, Regensburg als UNESCO-Weltkulturerbe "besonders empfindlich", aber Kempten wolle sich schließlich als älteste Stadt Deutschlands positionieren, wies er des Weiteren auf die Bedeutung von Sichtkorridoren hin, um die historischen Bezügen und Vernetzungen mit stadtbildprägenden Baudenkmälern herstellen zu können. Dennoch, betonte er, stelle sich die Empfehlung nicht gegen eine städtebauliche Entwicklung sondern verfolge ihrm Leitbild getreu eine "Doppelstrategie", in der es einerseits gelte, das Weltkulturerbe Regensburg "zu schützen und zu respektieren", andrerseits der eEntwicklung einer Großstadt Rechnung zu tragen sei. So seien Hochhäuser in der als Altstadt ausgewiesenen Zone "tabu", in den äußeren Zonen müssten zum Beispiel wichtige Sichtkorridore berücksichtigt werden. In Kempten liege die Keckwiese laut Flächennutzungsplan auch im "Kreuz zweier wichtiger Sichtachsen" sowie an einer der wichtigsten Stadteinfahrten. Fehlendes Leitbild Grundsätzlich fehle Kempten sowohl ein gesamtgesellschaftlich getragenes Leitbild für seine bauliche Zukunft, kritisiert Schröck, als auch ein daraus resultierendes Stadtentwicklungskonzept mit einer entsprechenden Langfristperspektive. Eine gültige Richtschnur also, die ähnlich dem Einzelhandelskonzept, immer dann zur Anwendung gelangt, wenn ein Investor auf den Plan tritt. In Regensburg müsse "jeder Investor" die einmal beschlossenen Verfahrensschritte durchlaufen, wobei es ab einer Gebäudehöhe von 40 Metern, angefangen beim Stadtbildverträglichkeitsgutachten bis zur vorgeschriebenen Bürgerbeteiligung "für den Investor schon aufwendig wird".Aber Regensburgs "Profilbildende Gebäude und Bauwerke" seien "nur ein Aspekt, nur ein Teil einer baulichen Entwicklungsstrategie" weshalb das im Jahr 2013 für Kempten erstellte "Integrierte Stadtentwicklungskonzept" (ISEK) "ein guter erster Schritt" sei, der allerdings noch keine Handlungsansätze aufzeige. Die in erster Linie Bestandsanalyse der neun Fokusbereiche sei zwar der Öffentlichkeit präsentiert worden, abgesehen vom Fokusbereich "Doppelstadt" seither aber kaum noch in Erscheinung getreten. Komplett in der Versenkung scheint auch das 1977 unter Alt-OB Dr. Josef Höß entstandene Grundlagenwerk "Stadtbild und Stadtlandschaft" zu sein - nach Ansicht Schröcks viel tiefer gehend als ISEK und trotz mancher zwischenzeitlich zwangsläufig überholter Punkte, immer noch eine sehr gute Basis. Konversionsgebiet Berliner Platz ISEK-Fokusbereich II (das ISEK ist im Amt für Stadtentwicklung erhältlich) beschäftige sich mit dem Konversionsgebiet Berliner Platz inklusive Keckwiese. wie Schröck anmerkt, sei es "eigentlich nicht sinnvoll" dass das Eck mit dem Kreiswehrersatzamt an soloplan verkauft worden sei, ohne zu wissen, was in diesem Fokusgebiet sonst noch passieren soll.Unter "Defizite" nennt das ISEK unter anderem "kein attraktives Bild der Stadteinfahrt mit schwieriger Orientierung, problematisch erscheinender Nachnutzung des Immobilienbestands und Lösungsbedarf für die aktuell als Obdachlosenheim genutzt werde. Als "Allgemeine Zielstellung" ist formuliert, "die künftig überwiegend brach liegende Fläche (Anmerk.: der ehemaligen Artillerie-Kaserne) einer sinnvollen Nutzung zuzuführen", was aufgrund der Gegebenheiten im Fokusgebiet II "größtenteils eine gewerbliche Nutzung" sein werde.Das von der Stadt Kempten mit den vorbereitenden Untersuchungen beauftragte Stadtplanungsbüro Dragomir benennt ein städtebauliches Konzept mit Kernpunkten wie: Rückbau des Berliner Platzes soweit möglich, Fokussierung auf hochwertiges Gewerbe in Teilbereichen, Angebote für die Jugend, Kultur und Depot, Nutzung auf heutigem Verpflegungsamt/Bundeswehrdepot, Mischnutzung entlang der Kaufbeurer Straße. Mager sieht die Empfehlung für das ehemalige Lazarett am Haubensteigweg aus, für das ein "Nahmobilitätskonzept und" eine vertiefte Untersuchung des Umbaus zur Stärkung der Anbindung des Gebietes an die Innenstadt" empfohlen wird.
Wem gehört die Stadt? Wer entwickelt die Stadt?
Der Hotelturm am Berliner Platz wäre mit starken, weitreichenden und langfristigen Konsequenzen für Kempten und das Allgäu verbunden. Aus diesem Grund haben sich architekturforum allgäu und BDA bewusst Zeit genommen, um zu dem sehr komplexen Thema möglichst fundiert und vielschichtig Stellung nehmen zu können.
Es ist dabei unerlässlich, Fragen zum Städtebau, aber auch zur Stadtentwicklung und zur Verfahrenskultur auf mehreren Ebenen zu stellen, bevor es überhaupt möglich ist, über das einzelne Projekt dieses Hotelturms am Berliner Platz zu diskutieren, geschweige denn, darüber entscheiden zu können. Bevor diese Fragen nicht sorgfältig untersucht, in Ruhe mit der Bürgerschaft diskutiert und ausgewogen beantwortet sind, bedeutet der Bau eines Hotelturms am Berliner Platz, den vierten vor dem ersten Schritt zu machen, was aus unserer Sicht ein erhebliches Risiko für Kempten darstellen kann. Der Zeitdruck, der offensichtlich hier vom betreffenden Investor aufgebaut wird, ist äußerst kritisch zu sehen und sollte überdacht werden. Aus großen städtebaulichen Maßnahmen der jüngeren Vergangenheit in Kempten, zu denen das architekturforum allgäu kritisch Stellung genommen hat und die inzwischen in der breiten Öffentlichkeit ebenso skeptisch gesehen werden, können hier ebenso Lehren gezogen werden.
Zum Städtebau stellen sich uns folgende Fragen:
. Sind weitere bauliche Hochpunkte wie Hochhäuser in Kempten überhaupt gewollt?
Welche städtebaulichen, funktionalen und wirtschaftlichen Ziele strebt Kempten an, die dann eben am besten mit oder eben ohne Hochhäuser erreicht werden können?
. Mit welchem Stadtbild möchte Kempten hier vor Ort und über die Stadtgrenzen hinaus verbunden werden?
. Wenn weitere bauliche Hochpunkte denkbar und gewünscht sein sollten, wo werden diese dann optimal in Bezug auf die historisch gewachsene Stadt und deren charakteristische Landschaft und markante Topographie angeordnet?
. Soll die bauliche Freihaltung der grünen Hänge entlang des Illertals, wie die an der Keckwiese, auch zukünftig städtebauliche Regel bleiben?
. Basiert eine städtebauliche Entwicklung am Berliner Platz bzw. auf der Keckwiese – ob Hochhaus oder nicht – konzeptionell und inhaltlich auf den Zielen der Vorbereitenden Untersuchung für die städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen im Bereich Berliner Platz und Artilleriekaserne, die bereits begonnen wurde, und auf den Zielen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) zum Fokusgebiet II - Konversionsgebiet Berliner Platz?
Bei der Stadtentwicklung von Kempten und bei der Verfahrenskultur in der Stadt sehen wir die anschließenden Fragen und stellen unsere entsprechenden Forderungen zur Diskussion:
. Wie kann die Stadt Kempten eine aktivere und vorausschauendere Stadtentwicklung betreiben statt defensiv und schnell reagieren zu müssen, wenn ein Investor auf den Plan tritt und dann nahezu uneingeschränkt bestimmt, welche funktionalen oder wirtschaftlichen Programme und welcher Städtebau umgesetzt wird?
. Aus unserer Sicht hat dies mit Planungsprozessen und insbesondere mit einer Verfahrenskultur zu tun. Es geht dabei um die Frage: Wer entwickelt die Stadt? Wer entwickelt Kempten? Investoren oder in erster Linie die Bürgerinnen und Bürger und ihre gewählten Vertreter?
Was sollte zuerst da sein? Die Anforderungen des Investors oder die Ideen aller Akteure Kemptens und die Erfordernisse der Stadtbewohner mit dem entsprechenden Programm für den Ort, der entwickelt und bebaut werden soll? Der bekannte Stadtplaner Prof. Karl Ganser äußert sich dazu in „Wege zur Baukultur – Heimat schützen, Heimat schüren“ eindeutig: Bevor gebaut wird, sollte geprüft werden, „ob es einen besseren Standort, ein verträglicheres Programm und einen Investor mit mehr Baukultur geben könnte. Die Suche nach Alternativen kann mit einem ‚Programm-Wettbewerb‘ organisiert werden.“
. Wenn das Programm und der für den Bauort, die Stadt und das Programm passendste Investor gefunden ist und städtebauliche Fragen wie die weiter oben genannten beantwortet sind, dann ist es sinnvoll, einen geregelten städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Die Auslobung eines solchen Wettbewerbs wurde, wie der Presse zu entnehmen war, wohl auch in der nichtöffentlichen Sitzung des Kemptener Gestaltungsbeirats gefordert. Wir unterstreichen an dieser Stelle diese Forderung, betonen aber zugleich die Notwendigkeit der Einhaltung der genannten Prozessschritte und die hohe Bedeutung der Verfahrenskultur für die Stadtentwicklung, um letzte Mittel wie die eines Bürgerentscheids vermeiden zu können. An dieser Stelle sehen architekturforum allgäu und BDA im Interesse eines transparenten und offenen Planungsprozesses auch die Erfordernis, dass der vom Stadtrat eingesetzte Gestaltungsbeirat das Projekt Hotelturm baldmöglichst in öffentlicher Sitzung behandelt.
. Die Frage einer vorausschauenderen und strategischen Stadtentwicklung betrifft unseres Erachtens auch ein strukturelles Manko innerhalb der Stadtverwaltung, wo derzeit Stadtentwicklung und Stadtplanung zwei unterschiedlichen Referaten zugeordnet sind und außerdem das eminent wichtige Tätigkeitsfeld der Stadtentwicklung im Vergleich zu anderen Städten in der Größe Kemptens mit zu wenig Stellen ausgestattet ist. Damit können unserer Ansicht nach die Weichen für die Allgäu - Metropole alleine kapazitätsmäßig und inhaltlich nicht weitblickend genug gestellt werden. Wir regen daher an, Stadtwicklung und Stadtplanung zusammenzuführen und entsprechend personell auszustatten.
. Zu einer zeitgemäßen Verfahrenskultur und zur Frage, wer Kempten entwickelt, also eigentlich, wem die Stadt „gehört“, zählt schließlich auch die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und die Mitwirkung aller Akteure in der Stadt an einem solchen städtebaulichen Projekt. Hier widersprechen wir dem Investor mit Nachdruck, der laut Presse ein öffentliches Mitspracherecht wie seinerzeit am Hildegardplatz keinesfalls möchte. Da ein Hotel in einer solchen Größenordnung über die Stadtgrenzen ausstrahlen würde, ist unserer Meinung auch eine regionale Perspektive bei der Planung einzunehmen, damit das „Allgäu“ nicht nur eine Marke ist, sondern auch gelebte Zusammenarbeit bedeutet. Wirkliche und ernstgemeinte Bürgerbeteiligung ist heute nicht mehr wegzudenken und aktiv zu betreiben, wenn Projekte nachhaltigen Nutzen für alle bringen sollen – auch für die Investoren. Aus diesem Grund können einzelne Projekte, wie der Hotelturm, nicht von einer Bürgerbeteiligung ausgenommen werden. Eine aktive Bürgerbeteiligung oder besser Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe sollte kontinuierlich und nicht nur punktuell bei einzelnen Projekten gemacht werden und am Ende auch sichtbare Wirkung zeigen, wenn sie und das damit verbundene Projekt erfolgreich sein sollen. Diese innovative Art der Stadtentwicklung und Verfahrenskultur kann für Kempten zum Standortvorteil werden und entscheidend zur Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger und Gäste beitragen.
Dr. Jörg Heiler, Franz G. Schröck,
Vorstandsmitglied Geschäftsführer
BDA Landesverband Bayern architekturforum allgäu
Mit Bedauern nimmt das architekturforum allgäu den Abriss eines der markantesten Gebäude in Bühl, der ehemaligen `Straußenwirtschaft`, zur Kenntnis ...
Vordergründig werden Schadstoffbelastungen ins Feld geführt, die jedoch alleine noch keine komplette Beseitigung eines ortsbildprägenden Bauwerkes rechtfertigen. Somit müssen wir uns leider die Frage stellen, welches baukulturelle und gesellschaftliche Verständnis bei den für diesen Schritt verantwortlichen Gremien besteht?
Da gibt es neben der Kirchenverwaltung St. Nikolaus und dem Heimatverein Immenstadt vor allem eine rührige Bürgerinitiative, die sich seit Längerem fundiert Gedanken über eine Aktivierung des Bühler Kirchbichls unter Einbeziehung der vorhandenen Baustruktur macht und wiederholt alle Beteiligten zu einem konstruktiven Dialog eingeladen hat. Leider stieß sie bislang sowohl beim Eigentümer, der diözesanen Katholischen Jugendfürsorge (KJF), auf verschlossene Türen und fand auch beim Immenstädter Bürgermeister keinerlei Gehör. Dabei wäre es eigentlich ganz einfach, durch das Aufgreifen von Anregungen und Wünschen aus der Bürgerschaft und eine offene Gesprächskultur zu nachhaltigen Lösungen zu kommen, die zu einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung führen. Sollte doch das tägliche Lebensumfeld der Einheimischen bereichert und ein attraktives Umfeld für die Bühler Gäste geschaffen werden.
Aber ausgerechnet im Vorfeld der 350-Jahr - Feier der Loreto-Wallfahrt passiert etwas ziemlich Schlimmes: Ein wichtiges Glied eines wertvollen Ensembles wird unwiederbringlich zerstört, ohne überhaupt einen Gesamtplan für die zukünftige Gestaltung des Areals zu haben. Jüngste Berichte besagen nämlich, dass hier für die Dauer von 10 Jahren ein Großparkplatz entstehen
soll – praktisch in gleicher Form wie sich momentan die Ortsmitte von Blaichach präsentiert, was wahrlich nicht nachahmenswert ist. Und es sind weitere destruktive Schritte geplant: für die unmittelbar an die denkmalgeschützten Kirchen angrenzende Alte Schule liegt ebenfalls eine Abbruchgenehmigung vor!
So schaffen die Verantwortlichen in kurzer Zeit die flächendeckende Eliminierung essentieller Bestandteile unserer in Jahrhunderten gewachsenen Allgäuer Baukultur-Landschaft. Traurig, aber wahr…
Franz G. Schröck
Geschäftsführer
Mit großer Sorge haben der BDA Bayern und das architekturforum allgäu ...
die jüngsten Pressemitteilungen zum Beruflichen Schulzentrum in Kempten zur Kenntnis genommen, in denen auch ein Abriss infolge des vernachlässigten Bauunterhalts in den Raum gestellt wird. Ein solcher Gedanke lässt nach unserer Auffassung den ohne Frage vorhandenen baukulturellen und gesellschaftlichen Wert dieses Gebäudeensembles komplett außer Acht.
Der von den Münchener Architekten Bauer, Kurz, Rauch, Stockburger entworfene Schulcampus gilt als besonders gelungener Lernort für junge Menschen. Generationen von SchülerInnen und LehrerInnen haben einen emotionalen Bezug zu Ihrer Ausbildungs- und Unterrichtsstätte aufgebaut, die auf dem Gelände des ehemaligen Kopfbahnhofs als pavillonartige Struktur konzipiert wurde. Die Baukörper der einzelnen Schuleinheiten gruppieren sich entlang einer Platzabfolge mit differenzierten Aufenthaltsbereichen, ein öffentliches Fußwegesystem stellt die Verknüpfung mit der angrenzenden Stadtstruktur her. Vom stadtseitigen Hauptzugang über eine Freitreppe auf das Sockelgeschoss staffeln sich die Volumen von den hohen Unterrichtsgebäuden nach Süden zu den niedrigeren Sportanlagen.
Die einzelnen Unterrichtseinheiten sind um großzügige, mit offenen Treppen versehene Hallen auf versetzten Ebenen angeordnet. Die Pausenflächen bieten dadurch vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation zwischen LehrerInnen und SchülerInnen in offener, ungezwungener Atmosphäre. Die horizontale Fassadengliederung mit geschlossenen Backsteinflächen und mit ihren teils durch Balkone und Fallarmmarkisen versehenen großen Glasflächen und Metallpaneel – Brüstungen ist entsprechend dem Gebäuderaster in einer einheitlichen Grundstruktur durchgebildet. Die Anordnung der Elemente folgt der inneren Organisation der Gebäude und vermittelt ein lebendiges Erscheinungsbild sowohl von Solidität als auch von Transparenz und Offenheit. Zu Recht wurde das Gebäudeensemble daher im Jahr 1982 mit dem hoch angesehenen BDA – Preis Bayern ausgezeichnet und damit seine architektonischen und städtebaulichen Qualitäten gewürdigt, die nicht einfach mir nichts dir nichts der Abrissbirne geopfert werden sollten. Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang zudem die Tatsache, dass in bestehender Bausubstanz ein hohes Potential an sogenannter `grauer Energie` gespeichert ist, die bei einer Beseitigung vollständig vernichtet würde.
Für eine weitere Entscheidungsfindung empfehlen wir dringend eine sorgfältige Untersuchung, in der auf Basis eines vorausschauenden schulischen Anforderungsprofils die Vor- und Nachteile einer nachhaltigen Sanierung geprüft werden. Falls dies auch im Vergleich zu einem möglichen Neubau geschehen soll, müssen hierbei sämtliche Bewertungskriterien objektiv einbezogen werden. Dazu zählen quantitative Kriterien wie Kosten für Investition und Unterhalt, die bereits erwähnten ökologischen Prüfsteine und ebenso das Raumangebot, das eine Schule ihren SchülerInnen und LehrerInnen bietet. Gerade hier scheint uns ein wesentlicher Vorteil des mit großzügigen Räumen ausgestatteten bestehenden Schulzentrums gegenüber einem Neubau zu liegen, bei dem heute die Gefahr besteht, nicht mehr mit den gleichen Flächen gebaut zu werden oder am Ende sogar als sogenannter `Bestellbau` mit einseitigen Wirtschaftlichkeitsüberlegungen und geringer Halbwertzeit abgewickelt zu werden. Zu befürchten steht auch, dass ein Neubau an einen anderen, weniger zentralen Ort ausgelagert und das frei werdende Gelände in bester Lage einer nicht öffentlichen Nutzung zugeführt wird. Zu den Bewertungskriterien gehören jedoch gerade auch gesellschaftliche und kulturelle Qualitäten, die für die Identität eines Ortes und für eine lebenswerte Stadt – besonders für eine Hochschulstadt wie Kempten – von unschätzbarer Bedeutung sind. Wenn eine Stadt nach nur wenigen Generationen – und in diesem Fall nach nur einer oder maximal zwei – ihre den Alltag prägenden und hierin verwurzelten Gebäude und damit Lebensräume einfach so immer wieder austauscht gegen neue Gebäude, dann ist es schwer, die ältere und jüngere Geschichte einer Stadt zu verstehen und sich damit zu identifizieren. Aber ohne dieses Verstehen und ohne eine Identifikation wird es keine Verbundenheit mit einer Stadt und ihrem Leben geben. Hier steht Kempten – einmal wieder – vor der Entscheidung, im Alltag der Menschen vertraute Stadtbausteine aus der `mentalen Landkarte` zu löschen – siehe Zündholzfabrik, Sudhaus und Brauhausgelände etc. – oder einen bedeutenden Stadtbaustein wie das bestehende Schulzentrum innovativ weiterzuentwickeln.
Somit eine Vielzahl von guten Gründen, die unserer Ansicht nach dafür sprechen, eine Sanierung und deren große Potentiale fachlich fundiert zu untersuchen und den leichtfertig geäußerten Abrissgedanken äußerst kritisch mit höchster Vorsicht zu hinterfragen, und zwar unter Berücksichtigung aller finanziellen, schulischen, ökologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Argumente.
Jörg Heiler, Franz G. Schröck,
Vorstandsmitglied Geschäftsführer
BDA Landesverband Bayern architekturforum allgäu
Gestaltungsbeirat: für ein Mehr an Baukultur
Im ersten deutschen Baukultur - Bericht, den die Bundesstiftung Baukultur mit Sitz in Potsdam zum letzten Jahreswechsel veröffentlicht hat, werden gleich zu Beginn die wichtigsten Gründe für Baukultur aufgezählt. Ganz oben steht dort zu lesen:
`Baukultur ist Lebensqualität – Je besser und nachhaltiger unsere gebaute Umwelt gestaltet ist, desto wohler fühlen wir uns in ihr. Je gemischter und vielfältiger das Angebot an Nutzungen und Einrichtungen ist, desto höher ist unsere Zufriedenheit mit dem Alltagsleben in der Stadt.`
Damit ist eigentlich kurz und knapp alles gesagt, warum es sich lohnt, sich des Themas auch in unserer Region anzunehmen und immer wieder auf dessen essentielle Bedeutung für unser Zusammenleben hinzuweisen. Ein wesentliches Instrument stellt dabei dasjenige eines Gestaltungsbeirates dar, der die politisch Verantwortlichen unabhängig bei wesentlichen Entscheidungen berät, die die gebaute Umwelt betreffen. Nachdem in der Vergangenheit bereits in Sonthofen und Kaufbeuren ein Gestaltungsbeirat von den dortigen Stadträten installiert wurde, hat sich nunmehr auch das Kemptener Kommunalparlament in seiner letzten Sitzung vor der diesjährigen Sommerpause aus gutem Grund dazu durchgerungen – ein Schritt, den alle Kemptener Kulturverbände, der BDA und das architekturforum allgäu jahrelang gefordert haben. Ein entscheidender Impuls dazu erfolgte für die städtischen Entscheidungsträger im Januar diesen Jahres, als der Biberacher Baubürgermeister Christian Kuhlmann von den vielen Vor- und den wenigen Nachteilen eines solchen Gremiums in seiner Stadt berichtete. Nach einer zweijährigen `Probezeit` war die Stadt Biberach so sehr von dem Gremium überzeugt, dass dieses seither nicht mehr ernsthaft in Frage gestellt wurde. Dem häufig genannten Argument in der Diskussion im Vorfeld, dass ein Beratungsgremium Zeit beansprucht und zusätzliches Geld kostet, ist zu entgegnen, dass Bauvorhaben, die dem Gremium präsentiert werden, normalerweise – vor allem von Investorenseite – viel fundierter aufbereitet sind und bei entsprechender Qualität damit schneller die Genehmigungshürde nehmen. Zudem spart sich die Stadt dadurch hauptamtliche Personalstunden bei der Bearbeitung der Bauanfragen.
Der einstimmig erfolgte Satzungsbeschluss des Kemptener Stadtrates beinhaltet die individuell auf unsere Stadt zugeschnittenen Modalitäten: So erfolgen Vorschläge durch die Verwaltung, welche wichtigen städtebaulich prägenden Vorhaben behandelt werden sollen – wobei der Oberbürgermeister schlussendlich auswählt, welche Bauvorhaben dem Gestaltungsbeirat vorgelegt werden. In einem nichtöffentlichen Sitzungsteil macht sich das Gremium zusammen mit OB, Baureferent, Leiterin des Stadtplanungsamtes und je einem Vertreter der Fraktionen ein Bild vor Ort, ehe im Anschluss das Bauvorhaben öffentlich fundiert beraten wird. Die qualifizierte Empfehlung des Gestaltungsbeirats fließt dann in die Meinungsbildung des Stadtrates ein, dem natürlich nach wie vor die endgültige Entscheidung obliegt. Derzeit wird die Besetzung des 5-köpfigen Gremiums, bestehend aus einer ausgewogenen Mischung aus auswärtigen Städteplaner|innen, Architekt|inn|en und Landschaftsarchitekt|inn|en, festgelegt. Der Gestaltungsbeirat soll zum Jahreswechsel die Tätigkeit aufnehmen, seine erste Sitzung ist für den 15. Februar vorgesehen.
Wir wünschen uns über das Gremium des Gestaltungsbeirates eine inspirierende Sach-Diskussion, die bestimmt nicht immer ohne Reibungsverluste verlaufen wird, aber mit Sicherheit die Qualität unserer gebauten Umgebung und damit unserer Lebensqualität befördern wird. Wünschenswert wäre aus unserer Sicht in diesem Zusammenhang eine mehr und mehr über das Einzelobjekt hinausgehende Betrachtungsweise, die ein strukturelles Gesamtkonzept für die Stadtentwicklung zugrunde legt und dabei verstärkt auf Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung setzt.
Wir gratulieren neben Kempten auch Sonthofen und Kaufbeuren ganz herzlich zu Ihren Gestaltungsbeiräten und erhoffen uns dadurch wesentliche Beiträge für eine kontinuierliche Steigerung der Gestaltungsqualität im jeweiligen Stadtgebiet. Die einzige kreisfreie Allgäuer Stadt, die sich bisher noch kein solches Gremium leistet, ist Memmingen, zeigt aber bereits starkes Interesse daran.
Wichtig wäre dem architekturforum allgäu aber nicht nur eine Präsenz von Gestaltungsgremien in den Städten unserer Region, sondern ebenso auf gemeindlicher Ebene; hier sollte in den einzelnen Landkreisen ein Gestaltungsbeirat beim Landratsamt abrufbar sein, um bei Bedarf in die jeweilige Landgemeinde geholt werden zu können. Im Sinne des Mottos `Baukultur ist Lebensqualität` halten wir dies für ein weiteres notwendiges Instrumentarium, um unsere Allgäuer Heimat zukunftsfähig und nachhaltig weiterzubauen.
fs / 06.12.15 architekturforum allgäu e. V.
Quelle:
Der Altstadtbrief Nr. 42 2015, Seite 16, Herausgeber: Freunde der Altstadt Kemptens e. V.
Das architekturforum allgäu nimmt Stellung zur Kemptener Baukultur
Baukultur – Fehlanzeige?
Wenn Sie die Internetseite der Stadt Kempten (www.kempten.de) öffnen und den Button „Planen und Bauen“ anklicken, landen Sie bei der Kemptener Bauverwaltung. Gehen Sie dann am rechten Rand ganz weit nach unten, dann können Sie sich darüber informieren, was Kempten in Sachen „Baukultur“ zu bieten hat: es öffnet sich einzig ein Foto der fürstäbtlichen Residenz, darüber hinaus erscheint nichts.
Sicherlich gäbe es noch etliche weitere erwähnenswerte Beispiele aus Kemptens Vergangenheit, aber wie ist es um die hiesige Baukultur in der Gegenwart bestellt? Ist Bauen heute nur noch ein Thema für die Wirtschafts- und Immobilienseiten in der Zeitung und nur in Ausnahmefällen für die Rubrik „Kulturelles“ von Belang?
Baukultur – was ist das?
Bauen heißt erlebbaren Raum schaffen im weitesten Sinn, es ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Alltags-Kultur, egal ob es um eine Straße, eine Brücke, einen Platz, eine Grünanlage, ein öffentliches Gebäude, ein ganzes Gewerbe- oder Wohngebiet, oder nur um eine Gaube oder einen Gartenzaun geht – und es ist dabei unerheblich, ob es sich dabei um einen Neu-, Umbau oder einen Abbruch mitten in der Stadt, im Dorf oder in der Natur handelt.
Ob das „Bauen“ einen positiven Beitrag zur Kultur eines Ortes leistet oder ihr eher abträglich ist, war nie eine Geschmacks- sondern immer eine Qualitätsfrage. Wesentlich ist, inwieweit in diesem Prozess bei Bedarfsermittlung, Zielsetzung, Planung und Ausführung und nicht zuletzt während der Nutzung die gemeinsamen Wertvorstellungen und die verbindlichen Normen der Gesellschaft gefördert und beachtet oder ignoriert werden und ob die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse von Betroffenen und Beteiligten angemessen und wertschätzend ausgeglichen werden. Es geht uns also auch darum, inwieweit dabei das Gemeinwohl oder die Interessen von Gruppen oder Einzelnen dominieren, wenn wir von Baukultur reden.
Baukultur – konkret in Kempten
Die letzten Jahre konnte man sich in unserer Heimatstadt nicht des Eindrucks erwehren, dass das Denken in größeren räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen vernachlässigt wurde. Stattdessen wurde häufig und viel zu schnell den vornehmlich monetären Kurzfrist - Interessen von Investoren stattgegeben; bloßes Reagieren stand im Vordergrund anstatt kreatives Agieren. Am Brauhaus - Gelände lässt sich dieses Dilemma exemplarisch ablesen, XXXL Lutz, das Klosterumfeld in Lenzfried, das Baugebiet Saarlandstraße oder das Weberei-Gelände an der Iller mit der historischen Shed-Halle sind einige weitere Beispiele.
Baukultur sollte sich unserer Ansicht nach auch auf die Verfahren selbst erstrecken, Transparenz und Einbeziehung der Bürger müssten unserer Ansicht nach essentielle Bestandteile darstellen. Als Negativ - Beispiel in dieser Hinsicht ist der Neubau der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Allgäu an der Königstraße zu nennen, wo nach über drei Jahren geheimer Planungsüberlegungen die Öffentlichkeit erst vor wenigen Wochen quasi vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Von einem zutiefst `öffentlichen` Bauherrn wie der Sparkasse Allgäu hätte man sich an dieser städtebaulich prominenten Stelle eigentlich ein ganz anderes Verhalten erwarten dürfen.
Ein Ansatz in die richtige Richtung stellt unserer Ansicht nach das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) dar, das immerhin ein größeres und zusammenhängendes Untersuchungsgebiet zum Ausgangspunkt nimmt, auch wenn die Abgrenzung der `erweiterten Doppelstadt` bzw. deren Ränder willkürlich erscheinen. Auch das Vorhaben `Iller erleben` berücksichtigt einen - in diesem Fall naturräumlichen - Gesamtzusammenhang und hat damit Vorbildcharakter. Liegt ein schlüssiges Gesamtkonzept erst einmal im Konsens vor, fallen die Einzelentscheidungen umso einfacher, weil diese eben dem `großen Ganzen` dienen. Als probate Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, haben sich die Einschaltung von qualifizierten Fachleuten, ein unsererseits seit Jahren geforderter Gestaltungsbeirat als externes Beratungsgremium für Bauausschuss und Stadtrat sowie nach den gesetzlichen Statuten geregelte Wettbewerbsverfahren erwiesen.
Baukultur – Baukunst?
Bauen verändert unser Umfeld und beeinflusst unvermeidlich unsere Lebensbedingungen und uns selbst umfassend und nachhaltig. Baukultur schafft einen nachweisbaren Mehrwert, der sich für den Bauherrn und die Gesellschaft rechnet und deshalb auch einen mitunter größeren Aufwand an Zeit, Geld, fachlicher Kompetenz und Engagement rechtfertigt.
„Baukultur“ ist auch heute unverzichtbar und bereitet im Idealfall den Boden für Baukunst, die über konkreten Anlass, Bedingungen und Einflüsse eines Bauwerks hinausweist, indem sie unserer Identität Gestalt und Ausdruck verleiht und somit bedeutend mehr als nur eine kleine Fußnote auf der offiziellen Internetseite der Stadt Kempten / Allgäu darstellen sollte.
Quelle:
Der Altstadtbrief Nr. 41 2014, Seite 17, Herausgeber: Freunde der Altstadt Kemptens e. V.
B4B SCHWABEN Expertentipps I 22.05.2013Interview mit Franz Schröck Veränderung braucht ihre Zeit
.Die Architektur im Allgäu befindet sich im Wandel zu mehr Qualität und eigenständiger Baukultur. Das Ergebnis zeigt sich indes nicht von heute auf morgen – und bedarf einer Betrachtung und eines Herangehens, das über einzelne Objekte hinausgeht, wie Franz Schröck, 1. Vorsitzender des architekturforum_allgäu, im Interview betont.
Das Allgäu hat sich in den vergangenen 20 Jahren architektonisch stark verändert. Es ist jünger und moderner geworden. Worauf ist dieser Wandel zurückzuführen?
Franz Schröck: Die Baukultur ist immer ein direktes Abbild der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Offenbar gibt es in unserem Landstrich nach Jahren der weitgehenden Ignoranz wieder ein wenig Sensibiliät für qualitätvoll Gebautes und Gestaltetes, auch um mit einer regionalen Identität in der heutigen globalisierten Welt einen Platz zu finden.
Bei Wettbewerben wie dem Thomas-Wechs-Preis räumen inzwischen die Allgäuer deutlich stärker ab als andere Regionen: Auch dies ein Zeichen des Wandels?
Logische Konsequenz eines behutsameren Umgangs mit der eigenen Kulturlandschaft sind natürlich auch Veröffentlichungen und Prämierungen. Sicher sind solche Auszeichnungen wertvoll, wirklich bedeutsam ist aber die jeweilige konkrete Verbesserung der Alltagskultur vor Ort.
Bisher galten ja Vorarlberg und der Bregenzer Wald als Mekka für die Freunde moderner Architektur. Zwei Fragen: Welche Chancen hat das Allgäu hier allmählich gleichzuziehen? Und: Liefern die alpine Tradition und Mentalität guten Nährboden für spannende Architektur?
Regionen wie Vorarlberg, Südtirol oder Graubünden spielen in einer anderen Liga, was das Thema Baukultur anbelangt. Die Tendenz ist bei uns im Allgäu unserer Wahrnehmung nach jedoch steigend. Die Naturverbundenheit und der wohlüberlegte Pragmatismus früherer Jahrhunderte im Alpenraum sind nicht per se eine Grundvoraussetzung für hochwertige Architektur, sicherlich aber ein ganz guter Grundstock, auf den man sich wieder besinnen sollte. Eigentlich müsste das Hauptaugenmerk aber auf die Gesamt-Siedlungsentwicklung geworfen werden und nicht allein auf das zeitschriftentaugliche Einzelobjekt.
Das architekturforum_allgäu genießt in der Branche inzwischen einen sehr guten Ruf. Worin sehen Sie Funktion und Stärken einer solchen regional aufgestellten Organisation?
Das architekturforum_allgäu kümmert sich anders als z. B. unsere Berufsverbände praktisch ausschließlich um hiesige Belange. In einem Satz zusammengefasst, haben wir uns die Senibilisierung einer breiten Öffentlichkeit für das Thema Baukultur auf die Fahne geschrieben und können auf eine sehr enge Verknüpfung der Protagonisten vor Ort zählen. Wir sind der festen Überzeugung, dass die gebaute Umwelt nicht als gegeben hingenommen werden muss, sondern deren Aussehen vielmehr von jedem Einzelnen mitbestimmt wird.
Sie vergeben alle vier Jahre selbst einen „Baupreis Allgäu“: In welche Richtung wollen und können Sie hier Einfluss nehmen auf ein verändertes Verständnis für Architektur in der Region?
Der baupreis_allgäu, der heuer zum dritten Mal von einer unabhängigen Jury vergeben wird, zeichnet vorbildliche Projekte aus, die geschickt auf ihr jeweils spezifisches Umfeld reagieren und dieses zu einem hochwertigen Ganzen aufwerten. Bei der Auszeichnung handelt es sich um einen Bauherrenpreis, denn gute Ergebnisse entstehen nur im vertrauensvollen Dialog von Bauherr und Architekt/Fachplaner sowie im Zusammenspiel mit den ausführenden Handwerkern. Diese regionale Wertschöpfungskette zu stärken, ist erklärtes Ziel des architekturforum_allgäu.
Wo ist Ihnen das schon geglückt – und wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
Die Veränderung des Bewusstseins passiert leider nur in sehr kleinen Schritten und tritt punktuell in noch wenigen ,zarten Pflänzchen‘ in Erscheinung. Da ist schon ein langer Atem vonnöten, wenn sich z. B. an den überall grassierenden, gleichförmigen Baugebieten und Gewerbeansiedlungen etwas zum Positiven ändern soll. Bedauerlich auch, dass Projekte wie das sogenannte ,Allgäuer Dorf‘ bei Füssen, das als Retorte ein äußerst fragwürdiges Klischee ohne Substanz bedient, überhaupt angedacht werden. Deshalb versuchen wir in jüngster Zeit schon in Kindergarten und Schule Aufklärungsarbeit zu leisten, denn hier werden die Fundamente gelegt für eine spätere solide Gestaltungskompetenz.
Bei Bauwerken wie der Kanzelwand-Bergstation oder dem Alpseehaus in Immenstadt spielen Natur und Ökologie eine tragende Rolle. Wird dies zu einer bestimmenden Funktion beim Bauen im 21. Jahrhundert - und liefert es eher Chancen oder eher Einschränkungen?
Ökologie und sparsamer Ressourcenumgang sind sicher die bestimmenden Themen der Zukunft und müssen offensiv angegangen werden. Entscheidend ist jedoch nicht eine isolierte, einseitige sondern immer eine integrative, gesamtheitliche Betrachtungsweise mit einem gestalterischen Anspruch.
Unternehmen gehen zunehmend dazu über, mit ihren Firmengebäuden auch Statements zu setzen. Ist das prinzipiell ein guter Ansatz? Und: Wo sehen Sie im Allgäu besonders geglückte Beispiele dafür?
CI-prägende Architektur als Folge eines bewussten Firmenleitbildes im Sinne etwa eines Otl Aicher verdient immer Anerkennung - gute Beispiele dafür sind im Allgäu jedoch noch eher die Ausnahme denn die Regel. Oftmals wird über den Faktor ,möglichst niedrige Investitionskosten‘ der entsprechende Nachhaltigkeitsaspekt außer Acht gelassen, anstatt durch den gebauten Firmenauftritt neben dem eigenen wirtschaftlichen Vorteil auch eine langfristige Bereicherung für Nutzer und Betrachter zu erzielen.
Mit dem Baupreis Allgäu 2013 werden nach 2005 und 2009 bereits zum dritten Mal vorbildliche Bauwerke in der Region und ihre Bauherren ausgezeichnet
... Informationen zur Auslobung und Online-Portal zur Einreichung ab 17.06.2013, 12:00 Uhr unter www.baupreis-allgaeu.de
Deutliche Kritik an der städtebaulichen Entwicklung des Brauhausgeländes und an der Diskussion über die Zukunft des Sudhauses übt das architekturforum kempten.
Den von den Investoren ins Spiel gebrachten Vorschlag, das Sudhaus abzubrechen, um es vier Meter versetzt wieder aufzubauen, hält das architekturforum für absolut unangemessen. Das Verfahren, das zum jetzigen Stand der Diskussion führte, muss daher als vermeintlich richtiger Weg zu einer zukunftsfähigen, identitätsstiftenden Lösung für das Brauhaus-Gelände in Frage gestellt werden. Anstatt selbst als Auslober und federführender Auftraggeber des Wettbewerbs einen klar umrissenen städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben - auch mit der Option in kleineren Einheiten zu denken - überließ die Stadt dies Investoren, deren Interessen sich an der bestmöglichen kommerziellen Verwertbarkeit orientierten. Preisrichter und Vorprüfer aus dem Wettbewerb sind jetzt als Planer für die neuen Investoren tätig, was in Fachkreisen als eindeutiges Tabu gilt. Der seinerzeit siegreiche Entwurf von Münchener Kollegen ist mittlerweile hinsichtlich der Bedürfnisse des Investors wiederholt umgestaltet worden, die bewerteten Qualitäten kaum mehr erkennbar. Die Stadt bzw. der auslobende Investor hatte im fortgeschrittenen Wettbewerbsverfahren den Abriss des Sudhauses zur Auflage gemacht. Der Ansatz einiger Wettbewerbsteilnehmer, die den Erhalt als Bereicherung für das Stadtbild und emotionales Kapital befürworteten, wurde nicht aufgegriffen. Erst nach öffentlichem Protest wurde das Sudhaus wieder in die Planungen einbezogen. Andere Städte füllen mit großem Aufwand historisch gewachsene und unverwechselbare Areale sensibel mit neuem Leben, das ehemalige Warteck-Brauerei-Areal in Basel ist als Beispiel anzuführen. Die Stadt Kempten vergibt nach derzeitigem Stand der Dinge die Chance, ein städtebaulich und historisch bedeutendes Kernstück durch hochwertige bauliche Eränzung zu einer Bereicherung für die ganze Stadt weiterzuentwickeln. Nach vielen Abrissen und geschichtsvergessenen Bebauungsfehlern der letzten Jahrzehnte ist die Bevölkerung sensibler geworden, was die Uniformierung ihrer Innenstadt angeht. Die Auslöschung nahezu aller Gründerzeitbauten an der Ecke Bahnhof-/Beethovenstraße und deren Ersatz durch Zentralhaus, Illerkauf, ehemalige Quelle und Oberpaur, funktioniert schon nach wenigen Jahrzehnten sowohl inhaltlich, als auch gestalterisch nicht mehr. Leerstand und die mühsame Aufhübschung der Fassaden können nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Akzeptanz der Kemptener nicht gegeben ist und hier keine Orte entstanden sind, die einer lebendigen, unverwechselbaren Innenstadt ihr Gesicht geben. Was das Sudhaus betrifft, drängt sich momentan der Verdacht auf, dass mit Führungen durch das Gebäude und dem Versuch einer einseitig gesteuerten öffentlichen Meinung die angebliche Wertlosigkeit des Sudhauses demonstriert und so einem ersatzlosen Abriss das Wort geredet werden soll. Vorausschauende, auf den historischen Bestand bezogene städtebauliche Überlegungen werden hier wirtschaftlichen Interessen mit fragwürdiger Halbwertszeit geopfert. Das architekturforum kempten schlägt für die Zukunft eine Vorgehensweise vor, an deren erster Stelle ein von der Stadt selbst auzulobender städtebaulicher Ideenwettbewerb steht, in engem Diskurs mit der Bürgerschaft. Daraus sollten politische Entscheidungen über die gewünschten Rahmenbedingungen hervorgehen. Dann erst sollten Bebauungsplan, Suche nach Investoren, gegebenenfalls ein Realisierungwettbewerb oder die Begleitung durch einen Gestaltungsbeirat folgen.
Das architekturforum kempten ist ein Zusammenschluss von Architekten und Stadtplanern, aber auch von Historikern, Kunstgeschichtlern und interessierten Bürgern, die sich ihrer Stadt verbunden fühlen und möchte das einzigartige Erbe des über Jahrhunderte gewachsenen Kempten als wichtigen Faktor der Lebensqualität nutzen und weiterentwickeln.
Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Kempten, Herrn Dr. Netzer, Leiterin des Baureferats, Frau Beltinger, die Damen und Herren des Stadtrates und die Mitglieder des Arbeitskreises Hildegardplatz.
Das architekturforum kempten hat sich nach der öffentlichen Vorstellung und Diskussion der Planungsergebnisse für den Hildegardplatz mit seinen Mitgliedern intensiv mit den drei Planungsvarianten auseinandergesetzt. Hierbei haben sich folgende Argumente heraus-kristallisiert, die als Resümee und Empfehlung des architekturforums formuliert sind: Eine Tiefgarage ist für eine Unterbringung von 120 Pkw oder mehr nicht erforderlich, denn die Platzfläche ist wie ein Tisch zu sehen, der je nach Bedarf mit Objekten gefüllt wird (Pkw, Marktstände, Konzertbühne etc.); wenn es für eine Veranstaltung erforderlich ist, kann der Platz temporär komplett von Pkw geräumt oder auch komplett damit gefüllt werden. Ein Stadtplatz war in der Vergangenheit nie leer, er war immer mit einer Funktion besetzt: Handel, Lager, Fest o.ä.. Was passiert heute, wenn der Platz komplett leer wird? Ist der "leere Platz" als Bild wichtig? Wird ein historisches Bild gesucht, das es so nie gab? Die in Maßen parkierenden Autos stören nicht, sie erzeugen Leben im städtischen Alltag. Und: Warum sollen die in unserer Gesellschaft so wichtigen Automobile verborgen werden? Eine Tiefgarage wird eher als kritisch für die Geschäfte am Platz gesehen. Im Alltag werden die oberirdischen Kurzzeitstellplätze für einen funktionierenden Einzelhandel von größerer Bedeutung sein und besser als die Tiefgaragenstellplätze angenommen werden. Der Bau der Tiefgarage löst das stiftstädtische Stellplatzproblem nicht und bindet Mittel, die hierfür erforderlich sind. Es gibt gute oberirdische Parkierungslösungen, wo alle Nutzungen städtischen Lebens zusammengeführt werden und nicht mehr das heute in der Stadtplanung kritisch beurteilte Prinzip der Funktionstrennung als zielführend für urbanen und lebendigen Stadtraum angewendet wird. Eine Tiefgarage wird auf dem Platz immer spürbar bleiben und eine andere Atmosphäre erzeugen als ein Platz ohne Tiefgarage (Ein- / Ausgänge, Aufzug, Abfahrten, erhöhte Pflanz-becken, Geländeverlauf). D.h. das Problem "Parkierung von Pkw" kann auch mit einer Tief-garage nicht unsichtbar oder unspürbar gemacht werden. Im Gegenteil: Die mobilen Pkw auf dem Platz können zu jeder Zeit spurlos verschwinden, die immobilen Zugänge und Ab-fahrten sind permanent und werden mit der Tiefgaragenkonstruktion für immer ihre Spur in der Stadtstruktur hinterlassen. Die geplante Tiefgaragenzufahrt liegt an der sensiblen Schnittstelle zwischen Hildegardplatz und Kirchberg. Trotz des dort vorhandenen Niveausprunges zwischen oberem und unterem Platz ist ein Raum zwischen Basilika und der Bebauung am Platzrand gegeben und erlebbar. Eine Tiefgaragenzufahrt an dieser Stelle würde diesen Raum durchtrennen und den unteren Platz auf lange Zeit vom oberen Platz abschneiden. Zudem wird eine große Zahl von Fahr-zeugen unmittelbar vor die Treppenanlage zur Basilika gelenkt. Der Kirchberg und der untere Platz wird zur Abfahrtsrampe und Wendeplatte und ist damit in Gefahr zum Hinterhof zu verkommen, obwohl sich hier die Serrohäuser und wichtige Einrichtungen der Stadt befinden (Sozial- / Familienzentrum, Nutzungen der Gemeinde St. Lorenz etc.) Des Weiteren würde der Anschluss zum Marstall, zur Kunsthalle, zur Musikschule und auch zum Hofgarten verstellt werden. Der Kirchberg als unterer Platz vor den Serrohäusern hat ein großes Potential, das derzeit noch im Dornröschenschlaf liegt. Die Chance, diesen unteren Platz aufzuwerten, ist mit einer Tiefgaragenzufahrt in diesem Bereich für immer vergeben. Die in über tausend Jahren gewachsenen historischen Bodenschichten würden durch einen Stahlbetonkörper ersetzt, der vielleicht nur für die nächsten hundert Jahre eine gesellschaft-liche Bedeutung hat. Auch wenn in den Bodenschichten keine besonderen Ausgrabungen wie am St. Mang Platz zu erwarten sind, so sind diese dennoch als geschichtliches Archiv und Bodendenkmal zu sehen, von dem in Kempten in den letzten 40 Jahren zu viel verloren gegangen ist. Es ist etwas anderes auf einem historischen Platz zu stehen, unter dem sich gewachsener Boden befindet oder eben ein Stahlbetongefäß. Aus oben genannten Gründen wird der Bau einer Tiefgarage am Hildegardplatz vom architekturforum_kempten nahezu einstimmig abgelehnt. Wir bitten unsere Argumente bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Mit freundlichen Grüßen Franz-G. Schröck, 1. Vorstand Christiane Maucher , 2. Vorstand Rainer Lindermayr, 3. Vorstand