Bauen heißt erlebbaren Raum schaffen im weitesten Sinn, es ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Alltags-Kultur, egal ob es um eine Straße, einen Platz, eine Grünanlage, ein öffentliches Gebäude, ein ganzes Wohngebiet oder nur um eine Gaube oder einen Gartenzaun geht - und es ist dabei unerheblich, ob es sich um einen Neu-, Umbau oder einen Abbruch mitten in der Stadt, im Dorf oder in der Natur handelt.
Ob das "Bauen" einen positiven Beitrag zur Kultur eines Ortes leistet oder ihr eher abträglich ist, war nie eine Frage des Geschmacks sondern immer eine Qualitätsfrage. Wesentlich ist, inwieweit in diesem Prozess bei Bedarfsermittlung, Zielsetzung, Planung und Ausführung und nicht zuletzt während der Nutzung die gemeinsamen Wertvorstellungen und verbindlichen Normen der Gesellschaft gefördert und beachtet oder ignoriert werden - und ob die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse angemessen und wertschätzend ausgeglichen werden. Es geht uns also auch darum, inwieweit dabei das Gemeinwohl oder die Interessen von Gruppen oder Einzelnen dominieren, wenn wir von Baukultur reden.
Baukultur sollte sich nach unserer Ansicht auch auf die Verfahren selbst erstrecken, Transparenz und Einbeziehung der Bürger müssten essentielle Bestandteile darstellen.
Bauen verändert unser Umfeld und beeinflusst unvermeidlich unsere Lebensbedingungen und uns selbst umfassend und nachhaltig. Baukultur schafft einen nachweisbaren Mehrwert, der sich für den Bauherrn und die Gesellschaft rechnet und deshalb auch einen mitunter größeren Aufwand an Zeit, Geld, fachlicher Kompetenz und Engagement rechtfertigt.
Baukultur ist auch heute unverzichtbar und bereitet im Idealfall den Boden für Baukunst, die über konkreten Anlass, Bedingungen und Einflüsse eines Bauwerks hinausweist, indem sie unserer Identität Gestalt und Ausdruck verleiht.