Regionale Mobilität gestalten
randnotiz 25

Datum
31.03.2020

Ortsbus in Vorarlberg

Eines der zentralen Themen im Vorfeld der Kommunalwahlen in Bayern war dasjenige der Mobilität. Zu Recht, denn eine Mobilitätswende würde sich für das Erreichen der Europäischen Klimaschutzziele als äußerst förderlich erweisen und unsere Städte und Gemeinden wieder ein Stück lebenswerter machen. Dazu müsste nur statt vorrangig auf den motorisierten Individualverkehr wieder mehr auf Rad und öffentlichen Personen-Nahverkehr Wert gelegt werden.

Hochwertiges grafisches Gesamt-Erscheinungsbild vordringlich

Dafür ist ein über die einzelnen Kommunen hinausgehendes, abgestimmtes Verkehrskonzept auch für das gesamte Allgäu Voraussetzung. Um die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ohne Zwang für viele Menschen wieder attraktiv zu machen, bedarf es neben der entsprechenden Vernetzung, Vereinfachung und Vergünstigung der regionalen Systeme bei Erhöhung der Taktfrequenz ganz sicherlich auch eines entsprechend hochwertigen gestalterischen Erscheinungsbildes.

Musterbeispiel Vorarlberg

In unserem Nachbarland Vorarlberg wurde dies bereits vor vielen Jahren mustergültig vorgemacht. Nachdem 1991 klar war, dass es ein engmaschiges, flächendeckendes Busangebot nach Vorbild der Schweizer Postbusse geben soll, hat man die gesamtheitliche Gestaltung der ÖPNV-Offensive - zuerst in Dornbirn und dann landesweit - dem renommierten Designer Reinhold Luger in Zusammenarbeit mit Architekt Wolfgang Ritsch übertragen. Das einzigartige CI von Bus und Bahn trägt seitdem wesentlich zur Attraktivität des ÖPNV in unserer Nachbarregion bei. 'Dabei handelt es sich nicht einfach um konfektionierte Mobilitätsware, sondern um Image und Identität', wie es in einer Vorarlberger Stellungnahme heißt. Es macht nicht nur wegen des 365 Euro-Jahrestickets Freude, Busse und andere öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, sondern auch weil es sich um entsprechend chic gestaltete, werbefreie(!) Fahrzeuge handelt - und nicht wie im Allgäu um zumeist fahrende Litfaß-Säulen. Eingeführt wurde die Neuaufstellung des ÖPNV durch eine pfiffige, bundeslandweite Plakataktion, die - wiederum von Reinhold Luger gestaltet - mittlerweile sogar ihren Platz im Vorarlberger Landesmuseum gefunden hat.

Beitrag der Architektur zu einer qualitätvollen verkehrlichen Infrastruktur

Doch es ist nicht nur das graphische Erscheinungsbild, das in Vorarlberg Lust auf Bus und Bahn macht, es sind auch die gut gestalteten baulichen Begleitmaßnahmen. Die standardisierten Bushäuschen unserer Region sind sicherlich eine vielversprechende Grundlage und auch die Zentralen Umsteigemöglichkeiten etwa in Kempten und Kaufbeuen machen Hoffnung auf mehr. Die Mitfahrbänkle im Gemeindegebiet Heimenkirch, von Studierenden der TU München entworfen, versuchen sich zwar am berühmten Vorbild bus:stop Krumbach, erreichen aber bei weitem nicht deren signalhafte Wirkung, die mittlerweile weltweite Resonanz gefunden hat.

Gestaltungswettbewerbe als sinnvolles Instrument

Wichtig wäre also, die Gesamtgestaltung der Mobilitätswende im Allgäu qualitätvoll und - bei allen notwendigen Differenzierungen - einheitlich zu denken, um eine hohe Identifikation und Wiedererkennbarkeit zu gewährleisten. Ein gutes Instrument in diesem Zusammenhang sind sicherlich professionelle Wettbewerbsverfahren, wie sie auch durch die regionalen Zusammenschlüsse der Kreativ-Schaffenden seit Längerem immer wieder einfordert werden.

März 2020


Gestalter Reinhold 'Nolde' Luger (* 1941)

Fahrplan Stadtbus: Es beginnt eine neue Zeit

Haltestellen - Stele

Plakataktion zur Einführung des Stadtbus

Logo Verkehrsverbund Vorarlberg

bus:stop Krumbach, Bregenzer Wald (Bildquelle gesamt: V VV)