Bergell
Jahresexkursion 2016

Datum
16.12.2016

`Wir kümmern uns um unsere Umgebung, weil wir unser Tal lieben`...


.

, so Renata Giovanoli-Semadeni am Beginn Ihrer Führung zu den Exkursionsteilnehmern des architekturforum allgäu, die sich dieses Jahr auf den Weg ins Bergell begeben haben, in die Südwestecke Graubündens an der Italienischen Grenze. Renata Giovanoli-Semadeni erklärte im Verlauf eines gemeinsamen Spaziergangs den knapp 50 Exkursionsteilnehmern die heimatliche Verwurzelung der Künstlerfamilie Giacometti, allen voran diejenige Alberto Giacomettis, dessen Todesjahr sich heuer zum 50sten Mal jährt. Überhaupt war während des viertägigen Aufenthalts vor allem eines zu spüren, nämlich die natürliche Verbundenheit der Bewohner mit Ihrem Tal und der daraus resultierende sensible Umgang mit der wertvollen Kulturlandschaft. Besonders subtil agiert in dieser Weise der in Soglio beheimatete Architekt Armando Ruinelli, dem das architekturforum allgäu zu Beginn dieses Jahres eine wunderbare Ausstellung im Füssener Kloster mit seinen Arbeiten zu verdanken hatte. Die meisten seiner ausgeführten Werke finden sich in dem kleinen 100-Seelen-Dorf – die wichtigsten davon konnten die Exkursionsteilnehmer unter seiner Führung auch von innen besichtigen. Untergebracht im herrschaftlichen Palazzo Salis mit seinem bezaubernden Garten, in dem auch schon Rainer Maria Rilke 1919 mehrere Wochen verbrachte, führten verschiedene Wanderungen zur Erkundung der Umgebung. Der alte Eselsweg zum Grenzort Castasegna schlängelt sich durch Katanienhaine zur Villa Garbald, dem einzigen Bauwerk von Gottfried Semper im Alpenraum. Ein schon mediteran anmutendes Gebäude aus dem Jahr 1862 kontrastiert hier mit dem neuen `Rocolo`(Vogelfangturm), der turmartig aus der Gartenmauer herauswächst und vor allem von der ETH Zürich als Refugium und Denkort dient. Auch etliche Bauten Bruno Giacomettis aus den 50ert und 60er Jahren zeigen, dass mit einer entsprechenden Sensibilität neue Komponenten historische gewachsene Strukturen bereichern und beleben können. Eine gemeinsame Wanderung von Vicosoprano nach Soglio auf dem alten Eselspfad bot Raum für Entspannung, Naturgenuss und viele gemeinsame Gespräche. Eine der Höhepunkte in Soglio war sicherlich ein eigens für die Exkursionsgruppe organisiertes Schubert – Konzert mit Basler Musikern in der reformierten Dorfkirche.Auf dem Hinweg durch Ober- und Unterengardin konnte sich die Reisegruppe zudem von der Vielzahl der dort entstandenen baukulturellen Kleinode überzeugen: Valerios Olgiatis Naturparkzentrum in Zernez, Robert Maillards bahnbrechende Stahlbeton – Innbrücke von 1901 in Zuoz, das ebenfalls dort befindliche Hotel Castell mit seinen modernen Kunstprojekten im Innen- und Außenbereich, die Stampfbeton-Bauten des Büro Lazzarini in Samedan, die `Saratz`- Hotelerweiterung von Hans-Jörg Ruch in Pontresina und die tollkühne Maloja-Pass – Straße von 1827/28.Der Rückweg begann mit einer spontanen Führung durch das weltberühmte `Hotel Waldhaus` in Sils – Maria (Aufenthaltsort u. a. von Adorno, Chagall, Einstein, Hesse, Strauss oder Visconti) und setzte sich mit einem Aufenthalt in St. Moritz mit Besuch des Ovaverva – Bades von Besrth & Deplazes, Wohnanlagen von Pablo Horváth und einem Wohnhaus – Anbaut des späten Oskar Niemeyer fort. Über den Julierpass ging es Richtung Chur. Im benachbarten Landquart zeigte Daniel Ladner, einer der Köpfe des Büros Bearth & Deplazes das ÖKK – Areal und anschließend die nahezu fertiggestellte Klinik in Fläsch. Letzter Besuchspunkt war Haldenstein mit den mittlerweile drei Atelier - Gebäuden des weltbekannten Architekten Peter Zumthor und einer Demonstration von flächendeckender, intelligenter Straßenbeleuchtung nach Einbruch der Dunkelheit.Angereichert mit all diesen Eindrücken erreichten die Exkursionsteilnehmer wohlbehalten Ihre Allgäu Heimat, von der man sich wünschen würde, dass sich seine Bewohner  gesamtgesellschaftlich in ähnlich intensiver Weise um unsere eigene Kulturlandschaft kümmern wie es die Bergeller Bürger tun.  Foto (Hermann Rupp): Die Bergell - Exkursionsteilnehmer vor der Bergkulisse in Spinofs / 11.10.16


.

.

.

.