Zeichen setzen gegen „unreflektierte Baumasse“
baupreis allgäu 2013

Ort
Mindelheim
Datum
08.05.2014

Ausstellung Noch bis Montag kann man sich über ausgezeichnete Architektur informieren


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Von Reinhard Stegen

Mindelheim Der Baupreis 2013 wurde zwar bereits im November des vergangenen Jahres verliehen, nun kommt der Kreisstadt Mindelheim die Ehre zu, erste Station einer Wanderausstellung zu sein, die die prämierten Bauwerke zeigt. Die Infotafeln sind noch bis zum kommenden Montag vor dem Mindelheimer Forum zu sehen. Landrat Hans-Joachim Weirather sagte bei der Eröffnung, wenn man mit einer Region wie dem Allgäu werbe, werde das Bemühen um Baukultur geradezu zur Verpflichtung, und da gebe es noch reichlich Luft nach oben.

 Der Geschäftsführer des gemeinnützigen Architekturforum-Vereins Franz Georg Schröck regte in einem Gedankenspiel zu einem kritischen Blick auf unsere Gegenwart in hundert Jahren an: „Versetzen wir uns in das Jahr 2113 - und fragen uns, was dann als bauliches Erbe bezeichnet werden kann? Geben wir zu, es wird recht wenig davon Bestand haben, was heute vielerorts unreflektiert an Baumasse produziert wird.“

 Gegen diese oftmals von „monetären Kurzfrist-Interessen“ verursachten Auswüchse und Fehlentwicklungen möchten die Mitglieder des Architekturforums - überwiegend Architekten - Zeichen setzen. Dazu gehöre, von allen Verantwortlichen, Bauherren wie Planern und Architekten gleichermaßen, sich der Nachhaltigkeit und Verantwortung der Aufgabe bewusst zu sein. Es gelte, schrittweise vorzugehen: „Erst die Stadt bzw. das Dorf, dann das Haus“. Wichtig erscheine „das über das Einzelobjekt hinausgehende Denken in größeren Zusammenhängen“. Dies gelte sowohl im Hinblick auf die Beziehung von Bauwerken untereinander, im „Bezug zum Gelände“ und nicht zuletzt für „ihre Einbettung in das landschaftliche und soziokulturelle Umfeld“, so Schröck. Während selbst hervorragende Einzelobjekte in der falschen Umgebung nur verlieren könnten, vertrage ein stimmiges Gesamtensemble durchaus auch ein nicht ganz so gelungenes einzelnes Bauwerk.

 Nach einem Musikstück vom Blechbläserquartett der Sing- und Musikschule Mindelheim, das die Veranstaltung musikalisch begleitete, begaben sich die Besucher nach draußen auf den Forum-Vorplatz, um die auf Stellwänden präsentierten Fotos der ausgezeichneten Bauwerke in Augenschein zu nehmen, die Schröck als „rühmliche Ausnahmen“ im Einerlei der gegenwärtigen Bauwirtschaft bezeichnet hatte. Interessant vielleicht, dass die prämierten Objekte ganz unterschiedlichen Zwecken dienen: kommunalen, musealen, schulischen wie auch industriellen.

Bericht der Mindelheimer Zeitung vom 15. 05. 2014