H15/H17 - Zwei ungleiche Häuser
Neu in Ermengerst

Datum
07.09.2012

Zwei ungleiche Häuser basierend auf einem Modul-Haustyp in hybrider Bauweise

Leitidee und Gebäudekonzept Das Gesamtgrundstück mit 2.265m² war im bestehenden Bebauungsplan für vier Reihenhäuser konzipiert. Heutzutage war vom Bauträger als langjährigem Eigentümer der Grundstückes  eine Vermarktung als Reihenhausgrundstücke mit Gemeinschaftsgarage nicht möglich, weil ein durchschnittlicher Grundstücksanteil pro Reihenhaus von ca. 556m² nicht mehr vermittelbar war. Es war daher eine Neukonzeption und Verkauf an zwei Einzelbauherrn und Abweichungen vom Bebauungsplan notwendig. Die beiden neuen Eigentümer machten sich zusammen auf die Suche nach einem Architekten, der sie auf diesem Weg leiten sollte. Bei Einhaltung der vorgeschriebenen Firstrichtung längs der Straße wäre wegen den  Abstandsflächen auf den Giebelseiten nur eine Bebauung der beiden nur ca.22m breiten Grundstücke mit zwei Häusern von maximal  je 15m möglich gewesen.

Die neue Konzeption sieht dagegen eine Bildung einer Hausgruppe vor. Das südliche Haus wurde um 90 Grad gedreht, die Räume sind alle nach Süden orientiert. Das nördliche wurde parallel zur Straße situiert. Die  Ost-West Ausrichtung der Räume des Gebäudes verhindert Verschattungen durch die höher gelegene südliche Nachbarbebauung. Beide Häuser der Hausgruppe wurden aus einem Modul-Haustyp entwickelt. Die beiden Häuser haben jeweils drei hochwärmegedämmte geschlossene Seiten und eine vollverglaste Seite mit großzügiger überdachter Terrassen- und Balkonzone. Die weit auskragende Überdachung an der Glasfassade liefert sowohl Wetterschutz im wechselhaften Allgäuer Sommer als auch konstruktiven Wärmeschutz an den Sommertagen und  bestmögliche solare Gewinne bei tiefstehender Sonne an den Wintertagen. Der First liegt mittig über dem Gebäude, dadurch ergibt sich eine asymetrische Ausbildung des Daches.

Konstruktion und Materialität Die beiden Baukörper sind als Hybrid-Konstruktion konzipiert: 1. Massivbau mit hangseitigen Wänden als Sichtbetonkonstruktion aus Halbfertigteilen und Massivdecken aus Stahlbeton und 2. hochwärmegedämmter Holzbau für Hülle, Außenwände und Dach

Die beiden Häuser wurden sehr unterschiedlich materialisiert. Das Haus H15 wurde nach Außen mit vorpatinierten Lärchenholzschindeln sehr natürlich und nach Innen in reduzierten Weiß-Schwarztönen farblich sehr zurückhaltend gestaltet. Umgekehrt ist das Haus H17 Außen mit in einem kühlen Blechkleid und nach Innen mit sägerauhen Weißtannenverkleidungen versehen worden. Das Wechselspiel und der Dialog der beiden ungleichen Modul-Häuser werden durch diese kontrastreiche Materialwahl akzentuiert.

Energie- und Haustechnikkonzept Die beiden Gebäude erfüllen in der Gebäudehülle den Passivhausstandard. Eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle sowie eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ergänzen das Energiekonzept. Die Anforderungen zum KfW-Effizienzhaus 40 werden deutlich unterschritten. Das Haus H15 wird mit einer Sole-Wasserwärmepumpe mit Erdsonden 2x80m mit Energie versorgt. Die Wärmeübergabe erfolgt in angenehmer Strahlungswärme durch die Fußbodenheizungen. Im Sommer kann dieses System auch zur Kühlung herangezogen werden. Das Haus H17 wird lediglich mit zwei Pelletseinzelraumöfen beheizt. In Verbindung mit der voll in die Dachfläche integrierte Photovoltaikanlage auf Haus H17 wurde ein Plusenergiehaus realisiert, d.h. das Gebäude produziert mehr Energie als es verbraucht.

Bauherr: privat

Projektbeteiligte: Architektenleistungen: f64 Architekten, Kempten Tragwerksplanung: Manfred Merdian, Durach HLS-Planung: Güttinger Ingenieure, Kempten Elektro-Planung:  Kettner & Baur GmbH, Memmingen Freianlagenplanung: Marita Zinth, Immenstadt Bauzeit H15: 10/2010 - 08/2011, H17: 04/2011 - 12/2011

Fotografie: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen