Gestaltungsbeirat
randnotiz 06

Datum
06.06.2012

.

Sie nennen sich Gestaltungsbeirat, Planungsbeirat, Beratungsgremium oder Baukunstbeirat:

Meist namhafte Architektinnen, Architekten und Gestalter werden zu Rate gezogen, wenn es um wichtige städtebaulich prägende Vorhaben in der eigenen Stadt oder Region geht. Legitimiert wird das Gremium üblicherweise durch eigens formulierte städtische Satzungen, die sämtliche Modalitäten individuell festschreiben. Deutschlandweit gibt es, so war der Dezemberausgabe des Deutschen Architektenblattes zu entnehmen, bereits in über 70 Städten und Gemeinden solche Gestaltungsbeiräte, im direkten Umfeld des Allgäus z. B. in Augsburg, Landsberg und Ravensburg.

Handfeste Vorteile durch Fachwissen Ein oft geäußerter Vorbehalt gegen diese Einrichtung lautet, dass ein Gestaltungsbeirat die politischen Mandatsträger in Ihrer Entscheidungsfreiheit einschränke. Wenn man sich aber unvoreingenommen mit Vertretern aus Städten unterhält, die entsprechende Beiräte installiert haben, wird man rasch feststellen, dass genau das Gegenteil der Fall ist: ein solches Gremium liefert fundierte Beratung, die in der Regel als qualifizierte Entscheidungshilfe zu wesentlich besseren Endergebnissen führt. Ein weiteres, häufig genanntes Argument ist, dass ein Beratungsgremium Zeit beansprucht und zusätzliches Geld kostet. Zum einen werden Bauvorhaben, die dem Gremium präsentiert werden, normalerweise – vor allem von Investorenseite – wesentlich fundierter aufbereitet und nehmen bei entsprechender Qualität damit schneller die Genehmigungshürden, wodurch sich die Gemeinden und Städte zum anderen hauptamtliche Personalstunden bei der Bearbeitung der Bauanfragen sparen.

Aufwertung von Bauprojekten Das architekturforum befürwortet deswegen nicht nur die Einrichtung von Gestaltungsgremien in den Städten unserer Region, sondern ebenso auf gemeindlicher Ebene; hier sollte ein Gestaltungsbeirat beim jeweiligen Landratsamt abrufbar sein, um bei Bedarf in die jeweilige Landgemeinde geholt werden zu können. Als Fernziel wäre es wünschenswert, wie dies seit vielen Jahren beispielhaft in Regensburg praktiziert wird, dass eine bestandene Prüfung durch den Baukunstbeirat ein Qualitätssiegel darstellt, welches wiederum Investoren oder Bauträger auch marketingmäßig einsetzen können. Das architekturforum kempten oberallgäu bietet interessierten Städten und Gemeinden an, Kontakte zu Kommunen herzustellen, die bereits Erfahrungen mit der Einrichtung solch eines Gremiums sammeln konnten, um sich praxisnah die Vorteile eines Gestaltungsbeirates schildern zu lassen.

Januar 2012