'Baukultur leistet einen Beitrag für die sich verändernden Bedürfnisse einer Gesellschaft und hat zum Ziel, eine Umwelt zu gestalten, die als gesund und lebenswert empfunden wird. Die Qualität der gebauten Umwelt ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Nutzbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Gestalt, von Nachhaltigkeit im sozialen, ökologischen und ökonomischen Sinn sowie aus den Prozessen und Verfahren, die zu ihrer Herstellung führen.'
Bereits 2001, im Gründungsjahr des architekturforum allgäu, findet sich dieser Passus im Statusbericht 'Baukultur in Deutschland' der Initiative Architektur und Baukultur des damaligen Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen.
Es sollte fast ein Viertel-Jahrhundert dauern, bis das damalige Postulat nunmehr in `Baukulturelle Leitlinien des Bundes' gegossen wurden, was uns, die wir unermüdlich an der Basis 'ganz unten' für ein Mehr an Baukultur streiten, endlich auch die Legitimation von 'ganz oben' gibt.
Wichtige Meilensteine auf dem Weg dorthin waren 2006 die Gründung der Bundesstiftung Baukultur als Kommunikationsplattform für baukulturelles Wissen und die 2018 von der Bundesregierung unterzeichnete Erklärung von Davos 'Eine hohe Baukultur für Europa'. Dort stand unverblümt zu lesen: 'Wir, die europäischen Kulturminister erklären die zentrale Rolle der Baukultur für die gebaute Umwelt (...), in dem Bewusstsein, dass sich überall in Europa ein allgemeiner Verlust an Qualität der gebauten Umwelt und der offenen Landschaften abzeichnet, was sich in einer Trivialisierung des Bauens, in fehlenden gestalterischen Werten und einem fehlenden Interesse für Nachhaltigkeit, in zunehmend gesichtslosen Agglomerationen und verantwortungslosem Landverbrauch, in einer Vernachlässigung des historischen Bestandes und im Verlust regionaler Identitäten und Traditionen zeigt (...)'
Gemeinsam Räume für gutes Zusammenleben gestalten
Baukulturelle Leitlinien des Bundes vom 13.11.2024
. Leitlinie 1 Der Bund stärkt die Umbaukultur und sorgt für eine gut gestaltete, klimaneutrale und klimaangepasste gebaute Umwelt.
. Leitlinie 2 Baukultur stärkt lokale Merkmale und schafft Identifikationsräume für den sozialen Zusammenhalt.
. Leitlinie 3 Baukultur erfordert Kompetenzen, die eine innovative Prozess- und Raumgestaltung befördern.
. Leitlinie 4 Eine verantwortungsbewusste Bodenpolitik minimiert den Flächenbedarf der Siedlungsräume und stellt die Grundlage für gemeinwohlorientierte räumliche Entwicklungsprozesse dar.
. Leitlinie 5 Qualifizierung, Ausbau und Vernetzung von Grün- und Wasserflächen schaffen gesunde Lebensbedingungen für Mensch und Natur.
. Leitlinie 6 Funktionsgemischte, gut gestaltete öffentliche Räume in Innenstädten, Quartieren und Ortsteilen fördern ein gemeinwohlorientiertes und gesundes Leben.
. Leitlinie 7 Praxisorientierte Experimentierräume eröffnen Wege für die Umbaukultur und das Planen und Bauen von morgen.
. Leitlinie 8 Wirksame Partizipationsprozesse berücksichtigen die Bedürfnisse der Menschen vor Ort und ermöglichen eine gemeinsam gestaltete baukulturelle Transformation.
Diesen acht Punkten ist eigentlich nichts hinzuzufügen - Daher unser Appell an die gesamte Gesellschaft auch in unserer Region: Setzen wir die Leitlinien einfach gemeinsam um!
Dezember 24