Mit dem Credo „Baukultur ist gestaltete Umwelt, die jeden angeht“ wurde 2001 der gemeinnützige Verein „architekturforum kempten“ gegründet. Heute, zwölf Jahre später, agiert der Verein im Zusammenschluss der über 130 Mitglieder aus Memmingen, dem Unterallgäu und dem Ostallgäu als „architekturforum allgäu“.Neben dem Austausch und der Auseinandersetzung über qualitativ hochwertiges Bauen, steht die Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung zum kritischen Umgang mit dem Niveau des Bauens im Fokus der Vereinsarbeit. Dazu gehören Stellungnahmen, Leserbriefe, Führungen und Exkursionen sowie Ausstellungen und Vortragsreihen - und der im vierjährigen Rhythmus ausgeschriebene Baupreis Allgäu. Von einer achtköpfigen überregionalen Jury wurden auch dieses Jahr Bauherren und Planer gleichermaßen für ihre vorbildlichen Bauwerke ausgezeichnet. Also keine klassische Architektenauszeichnung - das ist den Auslobern wichtig. Franz Georg Schröck, erster Vorsitzender des „architekturforum allgäu“ stellt heraus, dass es ohne einen „offenen Bauherrn“ keine Chance zur Realisierung nachhaltiger und vorbildlicher Bauwerke gebe. So richtet sich die Auszeichnung also bewusst an Bauherren und ihre Architekten, die mit ihren Vorhaben gemeinsam ein hohes Maß an Verantwortung gegenüber der Gesellschaft übernehmen. <br/>Erst die Stadt, dann das Haus. Der Einladung zur feierlichen Preisverleihung, am 08. November im Kornhaus Kempten, folgten über 130 Architekturschaffende und -interessierte. Im vollbesetzten Festsaal mit stilvollen Ambiente, begrüßten Franz Georg Schröck, Bürgermeisterin Sibylle Knott und Michael Schilling, Geschäftsführer der DACHSER GmbH& Co. KG als Vertreter der 16 Förderer, die Gäste. "Erst die Stadt, dann das Haus", so lautet die Maxime der Stuttgarter Architekten Lederer Ragnarsdottir Oei. Diese nahm Schröck in seinen einführenden Worten auf und der Leitspruch begleitete auch im Kontext die weiteren Redner. Baukultur darf nicht reiner Selbstzweck sein. Sie ist vielmehr essentieller Bestandteil unserer gelebten Umwelt. Sie prägt als bauliches Erbe das Gesicht unserer Städte. Wenig versöhnlich zeigt sich Prof. Tobias Wulf, Stuttgarter Architekt und Sprecher der Jury, mit dem Begriff Baukultur. Der Begriff sei wie Wackelpudding, halb durchsichtig und alles bliebe daran kleben. In seinem Vortag „Baukultur zwischen Effekt und Effizienz“ bedauerte er die schwindende Verwendung des Begriffs der Baukunst. <br/>Anerkennungen und Preise Doch nun zu den Preisträgern. Die stattliche Anzahl von 102 Projekten aus dem gesamten Allgäu haben private, gewerbliche und öffentliche Bauherrn zum Baupreis Allgäu 2013 eingereicht. Die Auswahl umfasste die breite Palette von Ein- und Mehrfamilienhäuser, Büro-, Gewerbe-, Industriebauten, staatliche und kommunale Projekte für Kultur, Bildung und Infrastruktur, alle fertiggestellt in den letzten vier Jahren. Von den eingereichten Projekten schafften es 32 in die engere Auswahl. Letztlich wurden fünf Anerkennungen und fünf Preise verliehen. „Die Messlatte lag hoch!“ betonte Juryvorsitzender Wulf. In Kempten erfuhr das Bürogebäude S4 der Sozialbau (Architekturbüro Huber, Betzigau) aufgrund der harmonischen Eingliederung des Passivhauses ebenso eine Anerkennung wie das Iller-Wasserkraftwerk (Becker Architekten), das die Jury beeindruckte, da ein technisches Funktionsgebäude nicht mit „banaler Architektursprache“ umgesetzt wurde. Die Dreifach-Sporthalle „PanoramArena“ in Wiggensbach (F64Architekten) punktete unter anderem durch die harmonische Eingliederung des großen Baukörpers in das Gelände. Ferner wurde die gelungene architektonische Umsetzung der sensiblen Aufgabenstellung der Errichtung eines Gemeinde- und Aussegnungsraumes in Lachen (F64 Architekten) gewürdigt. Für die klare und konsequente Haltung zum Thema Gewerbebau in ländlicher Umgebung erhielt die Produktionshalle der Firma Sirch in Böhen (Architekt Harald Schädler) eine Anerkennung. <br/>Bei der Preisverleihung konnten Vertreter der Stadt Wangen im württembergischen Allgäu gleich zweimal eine Urkunde entgegen nehmen. Beim Bürgeramt der Stadt Wangen (Briegel Architekten) überzeugte die Jury die vorbildliche Architektur im Spannungsfeld von Alt und Neu, verschiedenster Materialien bis zum gelungenen Dialog zwischen „Volk und Obrigkeit“. Bei der Preisvergabe für das Robert-Neß-Gymnasium (Maier Neuberger Projekte GmbH) betonte die Jury neben der Verwendung unterschiedlicher Materialien, besonders die Eingliederung in den Baumbestand. Für den „liebevollen und beispielgebenden Beitrag der Überführung einer anonymen Haustypologie in unsere Zeit“ (Jury) erhielt das Wohnhaus der Familie Geiger in Kempten (heilergeiger architekten bda) den Baupreis. Das Ke-12, das „weisse Haus“ in Memmingen (SoHo Architektur) überzeugte in seiner schlichten Strenge und zeitgenössischen Formensprache. Direkt zu Füßen Schloss Neuschwansteins wurde in Hohenschwangau das Museum der Geschichte des Wittelsbacher Königshauses - das Museum der Bayerischen Könige - realisiert (Staab Architekten). Vor allem der Bau einer neuen Dachkonstruktion über dem eingeschossigen Verbindungsbau, dem ehemaligen Speisesaal des historischen Altbaus des vormaligen Hotels Alpenrose, überzeugte die Jury. Das Museum in Harmonie des Altbaus mit ergänzenden architektonischen Elementen sowie mit phantastischen Sichtachsen in die reizvolle Umgebung wurde ebenfalls mit dem Baupreis ausgezeichnet.<br/>Die Ausstellung Die 32 ausgewählten Projekte der engeren Wahl werden in einer Wanderstellung vorgestellt. Erste Station war bis Ende November die Kunsthalle Kempten. Die weiteren Ausstellungsorte und -zeiten im Allgäu und München sind auf der Website des „architekturforum allgäu“ aufgeführt. Zudem gibt es auch zum diesjährigen Baupreis wieder eine Broschüre mit Informationen zu der Auslobung und detaillierten Projektvorstellungen. Diese kann über das Architekturforum oder im Rahmen der Ausstellung bezogen werden. <br/>Baupreis Allgäu 2013 - die Jury: -Prof. Ingrid Burgstaller, Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung, München-Birgit Höppl, Kunsthistorikerin, Neu-Ulm-Dr. Verena Konrad, Kunsthistorikerin, Direktorin Vorarlberger Architektur Institut, Dornbirn-Wolfgang Jean Stock, Architekt und Autor, München-Prof. Christian Wagner, Architekt, HTW, Chur-Thomas Wolf, Architekt, Ministerialrat, Oberste Bayerische Baubehörde, München-Prof. Tobias Wulf, Wulf Architekten, Stuttgart-Claus Irsigler, Architekt und Kreisbaumeister, Landratsamt Unterallgäu, Mindelheim (ständig anwesender Stellvertreter) Nicole Christine Beckerbecker@concomma.comwww.concomma.com