Bei seiner Begrüßung stellte Gerhard Pahl das architekturforum kempten oberallgäu vor mit dem neuesten Projekt ‚Architektur und Schule’. Die zahlreichen Besucher kamen nicht nur aus dem Allgäu, sondern auch aus Ravensburg, Ulm, Stuttgart, München, Landsberg. Sein Bezug zu Otl Aichers Gestaltungswelt ist das Buch ‚typographie’, das in einer einfacheren Ausführung wieder lieferbar ist.
Die erste Begegnung Aichers mit Norman Foster in Rotis und seine Arbeitsweise schilderte Doris Riedmiller. Die Veranstaltung wurde wieder vom TAS und dieses Mal vom Hatje Cantz Verlag unterstützt.
Zum 40jährigen Jubiläum in diesem Jahr wird vielerorts an die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München erinnert, welche als Regenbogenspiele bezeichnet wurden. „Das räumliche Ensemble kann wohl bis heute als einer der schönsten je realisierten Entwürfe eines Olympiaparks gelten. Damals präsentierte es sich als ein farbenfrohes Gesamtkunstwerk aus Architektur, Landschaft und visuellem Erscheinungsbild dreier großer deutscher Gestalter: des Architekten Günter Behnisch mit seinem Team, des Grünplaners Günther Grzimek und des Designers Otl Aicher.“ Dies schreibt Eva Moser, Kunsthistorikerin aus Konstanz, dazu in ihrer Biographie zu Otl Aicher, die dieses Jahr erschienen ist. Sie erzählte bei dieser elften Veranstaltung mit dem architekturforum kempten im Rahmen der Vortragsreihe Thal in der galerie riedmiller, Bad Grönenbach über sein Leben. Angefangen von Jugend und Widerstand im Dritten Reich, dem Mythos der ‚Weißen Rose’ um die Geschwister Scholl, seine Beschäftigung mit Philosophie, Aufbau der VH Ulm und der legendären Hochschule für Gestaltung in Ulm. Bekannt sind seine Logos und Erscheinungsbilder, die er als Grafik-Designer gestaltete, die heute selbstverständlicher Bestandteil unserer Alltagskultur sind wie Sparkasse, Raiffeisenbank, ZDF, Lufthansa.
Prof. Fritz Auer, Architekt in Stuttgart und München, der gemeinsam mit Behnisch und Partnern wesentlich für das architektonische Konzept verantwortlich war, stellte die spannende Geschichte vor, wie das Projekt mit dem schwebenden Zeltdach aus einem Schuttabladeplatz heraus entwickelt wurde. Außerdem sprach er über die Initiative der Architektengruppe Olympiapark, die fordert, dass die ursprüngliche, unverwechselbare Identität erhalten bleibt. Das Gestaltungskonzept war von Anfang an mit einer politischen Botschaft verbunden: Es sollte der Welt gezeigt werden, dass sich Deutschland aus dem Schatten der Vergangenheit gelöst hat, dass wir Deutsche anders geworden sind, weltoffen, friedliebend, frei.
Wilhelm Vossenkuhl, emeritierter Philosophie-Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München, erläuterte Otl Aichers Überlegungen über Licht und Räume, mit dessen Aussage „architektur ist ein arbeitsgerät, ein instrument zur förderung der intellektuellen kreativität“. Aicher war immer wieder beteiligt an städtebaulichen Planungsüberlegungen, publizierte Texte zu diesem Thema, auch in der Wochenzeitschrift ‚DIE ZEIT’. So war er 1987 mit verantwortlich für das Gesamtkonzept einer Gesprächsrunde ‚Industriekultur. Stadt, Architektur und Design an der Schwelle des 21. Jahrhunderts“ für den Senat der Stadt Berlin mit renommierten Architekten wie Jean Nouvel, Richard Rogers, Uwe Kiessler. Auch der international tätige britische Architekt Norman Foster nahm teil, mit dem ihn außer den gemeinsamen Projekten auch eine freundschaftliche Beziehung verband. Über Otl Aichers selbst entworfenen Gebäudekomplex in Rotis bei Leutkirch schrieb er, dass es nur dessen Bescheidenheit zuzuschreiben ist, dass dieses klassisch moderne Ensemble nicht mehr Aufsehen erregte.